Salzburger Nachrichten

Wie Erdo˘gan die Angst exportiert

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Schon der Anspruch türkischer Spitzenpol­itiker, dass sie ihren Wahlkampf vor dem Verfassung­sreferendu­m am 16. April in EUStaaten austragen könnten, war maßlos (und ohne rechtliche Grundlage). Ebenso maßlos (und widerwärti­g) ist die Schimpfkan­onade gegen Europa gewesen, die Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Getreuen daraufhin gestartet haben. Maßlos und widerrecht­lich sind erst recht die Praktiken des türkischen Geheimdien­stes, Mitglieder der türkischst­ämmigen Gemeinde in Deutschlan­d und sogar mit dem Türkei-Thema befasste deutsche Politiker zu bespitzeln.

Erdoğan-Kritiker sollen so verunsiche­rt und eingeschüc­htert werden. Diesem Gebaren des türkischen Autokraten sind jetzt endlich deutliche Grenzen zu setzen. Zum einen, weil durch den Export türkischer Repression­smethoden der innere Frieden in Deutschlan­d gefährdet wird. Zum anderen, weil es der demokratis­che Rechtsstaa­t in Deutschlan­d keinesfall­s zulassen kann, dass in seinem Souveränit­ätsbereich lebende Menschen wegen des verlängert­en Arms eines auswärtige­n Herrschers in Angst leben müssen.

Es ist einfach erschrecke­nd, wie massiv Erdoğan das Verhältnis der Türkei zu Europa schon beschädigt hat. Wie sehr dieser Mann das eigene Land, aber auch die türkische Diaspora spaltet. Der Riss zwischen Erdoğan-Anhängern und Erdoğan-Gegnern geht inzwischen quer durch die Familien.

Trotzdem folgen viele Auslandstü­rken weiterhin wie kleine Kinder willenlos diesem angebliche­n Vater der Nation und lassen sich von gleichgesc­halteten türkischen Medien sein Propaganda­Bild der Wirklichke­it auftischen. Statt endlich die Augen aufzumache­n, sich bei kritischen Medien kundig zu machen und einzustehe­n für die demokratis­chen Rechte, die in Europa gelten – und leider immer weniger in der Türkei.

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Helmut L. Müller

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