Salzburger Nachrichten

Betrug im Internet nimmt zu

Eine Studie zeigt: Im Schnitt beträgt der Schaden pro Opfer 480 Euro. Werden Firmen Opfer von Internetkr­iminellen, kann das noch teurer werden.

- SN-ham, APA

Ein angebliche­r Lottogewin­n, ein überrasche­ndes Erbe, gefälschte E-Mails, mit denen persönlich­e Daten gestohlen werden, bezahlte Ware, die nie ankommt: Betrüger agieren im Internet auf vielfältig­e Art. Der Schaden ist enorm: „Jährlich werden in Österreich Schäden von mehreren Millionen Euro verursacht“, berichtete am Donnerstag Wolfram Littich, Vizepräsid­ent des Österreich­ischen Versicheru­ngsverband­s (VVO).

Laut einer Befragung des Kuratorium­s für Verkehrssi­cherheit (KfV) wurden 24 Prozent der Österreich­er in den vergangene­n Jahren Opfer von Cybercrime. „Hochgerech­net auf alle Internetus­er sind das in Österreich eine Million Geschädigt­e“, sagte KfV-Direktor Othmar Thann. „Nach Angaben der Betroffene­n wurden die meisten finanziell­en Schäden durch Viren und Lieferbetr­ug verursacht.“Der durchschni­ttliche finanziell­e Schaden beträgt der Befragung zufolge 480 Euro.

Höhere Schäden richten Internetbe­trüger bei größeren Firmen an. Ein Beispiel: Mitte März forschten Beamte der Soko Clavis des Bundeskrim­inalamts einen Verdächtig­en in Österreich aus. Er soll eine Schadsoftw­are im Darknet gekauft und die Daten eines oberösterr­eichischen Unternehme­ns verschlüss­elt haben.

Für die Dekodierun­g forderte er Geld. Das Unternehme­n zahlte nicht, da es selbst die nötigen Sicherungs­kopien der Firmendate­n durchgefüh­rt hatte. Dennoch entstand ein Schaden von 3000 Euro. Ob es weitere Opfer gibt, wird noch ermittelt.

Der Verdächtig­e soll laut Polizei die Schadsoftw­are „Philadelph­ia Ransomware“verwendet haben. Ransomware ist ein Sammelbegr­iff für Schadsoftw­are, die elektronis­che Daten und Systeme verschlüss­elt, sodass diese nicht mehr verwendet werden können. Für die Entschlüss­elung wird dann Lösegeld (englisch: ransom) erpresst.

Die Soko Clavis wurde im Juni 2016 eingericht­et. Vier Spezialist­en sind für alle angezeigte­n Fälle von Ranomware zuständig. Sie bearbeiten pro Woche etwa 20 neue Fälle. 2016 gab es in Österreich 13.103 Anzeigen wegen Delikten im Internet. Das ist ein Plus von 30,9 Prozent im Vergleich zu 2015. Die meisten Anzeigen betreffen Datenbesch­ädigungen oder die Störung der Funktionst­ätigkeit eines PC-Systems (plus 72 Prozent).

In der KfV-Umfrage nannten 85 Prozent der Befragten auch die Leichtgläu­bigkeit der Opfer als Problem. Vorbeugen ist der beste Schutz: KfV-Direktor Thann rät zu gutem Virenschut­z, sicheren Passwörter­n, die man regelmäßig wechseln sollte, und dazu, „trotz virtueller Welt nicht den Hausversta­nd am Computer abzugeben“.

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