Je mehr der Muskel abbaut, desto mehr schwindet der Knochen
SALZBURG. Ernährung, Bewegung und medikamentöse Therapie. Das seien die drei Säulen der Behandlung von Osteoporose, betont der Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Anton Wicker. „Ganz oben steht dabei sowohl für die Prävention wie auch für die Behandlung von Knochenschwund das Ziel, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen.“
Der Grund dafür ist, dass im Körperbau ein klarer Zusammenhang zwischen Knochenmasse und Muskulatur besteht. „Wir sehen das schon bei den Kindern“, betont Wicker. „Diejenigen, die sich weniger bewegen, haben eine schwächere Muskulatur und bauen daher auch weniger Knochenmasse auf.“Unter dem Mangel an Bewegung würden nicht nur Koordination, Ausdauer und Gelenkigkeit leiden, sondern auch die Kraft. „Die Steigerung der körperlichen Aktivität muss daher schon in jungen Jahren beginnen, weil sich dadurch die Knochen besser ausbilden.“
Der Salzburger Klinikvorstand illustriert diesen Zusammenhang von Knochenmasse und Muskulatur an einem Beispiel: Viele Astronauten, die wochen- und monatelang in einer Raumstation gewesen seien, hätten Osteoporose bekommen. Denn wegen der Schwerelosigkeit habe die Muskulatur zu wenig arbeiten müssen, und das habe in der Folge zu einem deutlichen Knochenschwund geführt.
„Der Muskel ist ein endokrines Organ, das hormonartige Substanzen ausschüttet. Daher ist eine starke Muskulatur die Grundvoraussetzung für einen gesunden Knochen“, erläutert Wicker. „Es besteht eine absolut strenge Korrelation zwischen Muskelkraft und der Festigkeit der Knochen.“
Entsprechend diesen Erkenntnissen der Medizin hat sich auch die Bewegung- uns Trainingstherapie bei Osteoporose weiterentwickelt. „Früher hat man gemeint, Ausdauertraining sei das Wichtigste. Heute wissen wir, dass auch die Muskelkraft gestärkt werden muss. Denn je mehr der Muskel abbaut, desto schlechter werden die Knochen.“
Nach den Erfahrungen von Klinikvorstand Anton Wicker ist das ein Teufelskreis: Wenn die Muskelkraft geringer wird, vermeiden Patienten zunehmend das Aufstehen und Gehen. Kommt auch noch Unsicherheit oder ein Schwindelgefühl dazu, dann wird die Bewegung aus Angst vor Stürzen noch weniger – und das beschleunigt zusätzlich den Knochenschwund.