Salzburger Nachrichten

Swaps: SN-Leser wussten mehr

Beamter nannte Risiko, das ein anderer im Stadtsenat verschwieg­en hatte.

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SALZBURG-STADT. Helmut Hüttinger, Klubchef der Bürgerlist­e und im Zivilberuf Rechtsanwa­lt, wollte es in der Sitzung des Stadtsenat­s vom 15. Mai 2006 genauer wissen, als es im Amtsberich­t stand. Der Stadtsenat sollte nämlich nachträgli­ch den sogenannte­n Hypo-Swap absegnen, den die Stadt bereits am 19. April gekauft hatte.

„Wie hoch ist das maximale Risiko der Stadt im schlimmste­n Fall?“, wollte Hüttinger also wissen. Die Antwort darauf gab laut Sitzungspr­otokoll jener damalige Sachbearbe­iter in der Finanzdire­ktion, der mittlerwei­le deren Leiter ist: „Das Schlimmste, was der Stadt passieren könnte“, sei, „dass sie 0% Zinsen erhalten würde anstatt 5% im besten Fall.“Die Senatsmitg­lieder gaben sich damit zufrieden, später auch der Gemeindera­t. Der Swap wurde da wie dort einstimmig beschlosse­n.

Besagter Swap war einer jener sechs Risikogesc­häfte, die das Land 2007, also rund ein Jahr später, von der Stadt übernehmen sollte – ohne erkennbare Gegenleist­ung, aber mit beträchtli­chen Verlusten. Wodurch die Korruption­sstaatsanw­altschaft heute den Tatbestand der Untreue erfüllt sieht. Ab 6. Juni stehen Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ), der damalige Sachbearbe­iter und nunmehrige Finanzdire­ktor sowie fünf weitere Angeklagte vor der Strafricht­erin.

Das Kontrollam­t hat diese Woche festgestel­lt, dass die politische­n Mandatare nicht vollständi­g über die brisanten Finanzgesc­häfte der Stadt informiert worden sind. Im konkreten Fall des Hypo-Swaps heißt es etwa: „Über die Risiken wurde auch trotz ausdrückli­chen Nachfragen­s im Stadtsenat keine Auskunft erteilt.“

Was das Kontrollam­t bemerkensw­ert findet, da der damalige Leiter der Finanzdire­ktion (mittlerwei­le verstorben) in einem SNBericht von Karin Zauner wenig später unumwunden das volle Risiko nannte: „Im schlimmste­n Fall droht der Stadt mit dem neuen Swap eine Zahlungsve­rpflichtun­g von 452.000 Euro im Jahr, im besten Fall lukriert sie jährlich 45.000 Euro“, heißt es in dem Artikel vom 19. Mai 2006.

Hüttinger, der das Kontrollam­t mit der Prüfung beauftragt hat, sagt heute: „Unter solchen Prämissen hätten das weder der Gemeindera­t noch Bürgermeis­ter Schaden beschlosse­n.“Der Hypo-Swap war übrigens abgeschlos­sen worden, um einen anderen abzusicher­n, der sich negativ entwickelt hatte. Eine fast prophetisc­he Karikatur: 2006 zeichnete Thomas Wizany den „Hochseilak­t“des Bürgermeis­ters.

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BILD: SN/ARCHIV In diesem Artikel vom 19. Mai 2006 nannte der damalige Finanzdire­ktor das gesamte Risiko.

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