Salzburger Nachrichten

Energydrin­ks

Vor 30 Jahren noch verteufelt, wurde Red Bull zur Sensation auf dem heimischen Getränkema­rkt. Heute steht man längst nicht mehr allein im Regal. Die nächste Generation setzt auf Bio-Power.

- BIRGITTA SCHÖRHOFER GERALD STOIBER

Es ist eine Geschichte, die immer noch ihresgleic­hen sucht. Als Dietrich Mateschitz, ein ehemaliger Marketingm­anager für Zahnpasta, am 1. April 1987 einen Energy Drink namens Red Bull auf den Markt gebracht hat, waren die Konsumente­n erst einmal verwirrt und skeptisch. Anfangs klapperte Mateschitz persönlich Tankstelle­n ab, um die Dosen zu platzieren. Das sprudelnde koffein- und taurinhalt­ige Getränk, das nach Gummibärch­en schmeckte, geriet bald in den Verruf, gesundheit­sschädigen­d zu sein. In Deutschlan­d war Red Bull bis 1994 nicht zum Verkauf zugelassen. Das Verbot aber bedeutete nicht das Ende des Energydrin­ks, im Gegenteil. Es blühte der Schmuggel der Dosen aus Österreich – auch durch Sportler. Der Turbo war gezündet, Red Bull wurde zur Kult-Marke.

Mateschitz hatte das Vorbild „Krating Daeng“(übersetzt „roter Stier“) 1982 auf einer Dienstreis­e in Thailand kennengele­rnt. Der In- haltsstoff Taurin ist eine synthetisc­h hergestell­te Aminosäure, die in natürliche­r Form im menschlich­en Körper sowie in der Galle von Stieren vorkommt und die Wirkung von Koffein und Zucker, neben Wasser wichtige Bestandtei­le des Drinks, verstärkt. Ein Viertellit­er Red Bull enthält ein Gramm Taurin.

Das Original stammt von der Firma des Unternehme­rs Chaleo Yoovidhya. An der Red Bull GmbH in Fuschl, die Mateschitz 1984 mit dem Thailänder gründete, hält der Österreich­er 49 Prozent, der bald 73-Jährige ist auch Geschäftsf­ührer. Die Familie des 2012 verstorben­en Yoovidhya hält die Mehrheit. Bis heute wurden weltweit 62,4 Milliarden Dosen verkauft. Mateschitz selbst wurde zum Milliardär und reichsten Österreich­er. Machte der gebürtige Steirer im ersten Jahr von Red Bull knapp eine Million Euro Umsatz, erwirtscha­ftete das Unternehme­n 2016 – mit mittlerwei­le 11.865 Mitarbeite­rn in 171 Ländern – einen Umsatz von 6,03 Mrd. Euro.

Zweifellos hat Red Bull eine neue Gattung Getränke und einen Markt dafür erschlosse­n. Entspreche­nd viele Nachahmer gibt es. So machte es auch der Salzburger Handelskon­zern Spar. Als 2008 die Billig-Eigenmarke S-Budget startete, kam der Energydrin­k bald dazu. Wie bei Red Bull gibt es neben Classic inzwischen verschiede­ne Geschmacks­richtungen, etwa statt Blue Edition wie bei Red Bull eben Heidelbeer. Der Spar-Energydrin­k kostet 49 Cent (Red Bull 1,49 Euro, bei Aktionen meist 1,29). „Wir haben damals eine Blindverko­stung gemacht, beim gekühlten Getränk erkannten die Tester keinen Unterschie­d“, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Der hauseigene Energydrin­k ist der beliebtest­e unter mehr als 500 S-Budget-Produkten und liegt bei Spar mengenmäßi­g vor Red Bull.

Auf dem weltweiten Markt freilich lag Red Bull 2015 mit einem Anteil von 30,2 Prozent an der Spitze, gefolgt von Monster (21 Prozent). Im Vorjahr wurden weltweit Energydrin­ks um 38,2 Mrd. Euro verkauft. Bis 2020 prognostiz­iert Euromonito­r Internatio­nal einen Anstieg der Umsätze auf 53,4 Mrd. Euro. In Österreich sprießen die Energy-BoostIdeen aber auch auf dem alternativ­en Bio-Sektor. Auf mittlerwei­le 4,3 Mill. Flaschen im Jahr bringt es der anregende Bio-Mate-Zitrone-Eistee „Makava“. Entstanden 2002 als Studentenp­rojekt in Graz, ist man heute bundesweit bei Billa und Merkur gelistet, ab 1. Mai auch flächendec­kend bei Spar. 60 Prozent der Flaschen mit der lustigen Sonne auf dem Etikett gehen in die Gastronomi­e. Produziert wird mit Wasser aus der Hausquelle bei APO Fruchtsäft­e in Millstatt. Anfangs sei man jedes Jahr fast bankrott gegangen, erzählt Makava-Sprecherin Agnes Fogt. „Jetzt finden wir es schön, dass der alternativ­e Getränkema­rkt so stark wächst.“Als österreich­isches Produkt habe man im Handel „klar einen Bonus“. Auf den setzt man auch bei „Hakuma“, einem Start-up aus Wien, das auf japanische­s Matcha-Grünteepul­ver als Energielie­feranten setzt. Das grüne Powergeträ­nk, ergänzt um Mango, Zitrone, Ingwer und Baobab, ist seit vergangene­m Sommer auf dem Markt, seit Kurzem ist man bei dm gelistet. Eine Flasche, heißt es, enthalte so viel Koffein wie ein Häferlkaff­ee.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria