Brendel liest. Schmid spielt. Schorn bangt.
Er ist Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. Und trotz seiner jungen Jahre eine Institution. Es überrascht, wenn er sagt: „Ich bin sehr aufgeregt!“
Du klickst die Homepage an – und bist Sekunden später baff. Was beim Festival „Palmklang“in Oberalm geboten wird, ist von höchster Güte. Wie ist so etwas in einem kleinen Ort möglich?
Wir sprachen mit Festival-Organisator Matthias Schorn (35), Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, über sein Nervenkostüm und sein ausgeprägtes Talent des Netzwerkens. SN: Gemeine Frage: Sie haben ein Millionenbudget und deshalb ist alles möglich? Matthias Schorn: Stimmt, diese Frage ist wirklich gemein. Doch im Ernst: Durch meine Arbeit bin ich in der glücklichen Lage, mit vielen besonderen Künstlerkollegen zu arbeiten. Mutig versuche ich sie dann zu fragen, ob’s denn möglich wäre, bei „Palmklang“gemeinsam etwas umzusetzen. Finanziell helfen die Gemeinde Oberalm und Sponsoren. Entscheidend ist aber der Wille und die Liebe zur Sache der Künstler. SN: Alfred Brendel hält einen Vortrag. Benjamin Schmid, die Geigerin Viviane Hagner, die Pianistin Ariane Haering, der Solocellist der Berliner Philharmoniker Götz Teutsch sind da, Katharina Stemberger und Willi Resetarits werden als Erzähler fungieren – um nur einige zu nennen. Reich wird niemand. Doch unter Künstlerkollegen sprach sich herum, dass es ein nettes Festival ist, dass sie in Oberalm sehr herzlich aufgenommen und menschlich gut versorgt werden. SN: Aber wie rechnet es sich? Geld ist nicht alles. Das Entgegenkommen der Kolleginnen und Kollegen dafür ist enorm. Trotzdem bin ich sehr aufgeregt. SN: Weshalb? Ob genug Leute kommen. Ob das Konzept Widerhall findet. Ich schaue jeden Tag nach, wie der Kartenvorverkauf läuft. SN: Europa und der Europa-Gedanke sind der rote Faden es Festivals. Mit dem Satz „Die Stärke Europas steckt in der Kraft seiner Kulturen“wird der Kreisauer Kreis angesprochen. Das war eine bürgerliche Widerstandsgruppe. Sie befasste sich während der Nazi-Zeit mit einer politisch-gesellschaftlichen Neuordnung nach Hitlers Diktatur. Große Veränderungen beginnen immer im Kleinen. Wir müssen im Kleinen anfangen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Auf Brüssel, Wien, Russen und Amerikaner zu schimpfen ist müßig. Wir können als Künstler und Menschen positive Schwingungen auslösen. Auf der Bühne und in unserem Umfeld. Es hat sich da eine Langeweile und eine Art von Teilnahmslosigkeit breitgemacht, die wir ablegen müssen.
Diese Langeweile ist verantwortlich, dass irritierende Dinge passieren und Stärken unserer Kulturen in Frage gestellt werden. Wir müssen wieder anfangen, die Welt positiv zu verändern. Es kann und es wird uns gelingen.