Salzburger Nachrichten

Die Einzigarti­gkeit der Ästhetik

Prinzessin Ira von Fürstenber­g stand schon mit Klaus Kinski vor der Kamera. Heute verleiht sie besonderen Objekten ein neues Leben.

- Menschen hinter Schlagzeil­en Die Ausstellun­g „Objets Unique“ist noch bis 16. April im Hotel Sacher zu sehen.

SALZBURG. Prinzessin Ira von Fürstenber­g nimmt eine Schale in die Hand, die ein filigranes Netz aus Golddraht und Chilischot­en umrankt. „Man hat mir erzählt, dass die Österreich­er Schalen gern haben“, sagt sie bei einer Führung durch ihre Ausstellun­g „Objets Uniques“im Hotel Sacher in Salzburg. Ihre Arbeiten sieht sie selbst nicht als Kunst: „Es sind Objekte, die Freude bereiten sollen.“Dabei legt sie Wert auf Design und Ästhetik – und, wie der Name schon sagt, auf die Einzigarti­gkeit der Stücke. Vor etwa 20 Jahren begann sie mit diesen Arbeiten. Damals hatte sie schon einmal eine Ausstellun­g in Salzburg. Heute hat sie rund 2000 Stücke hergestell­t. Häufig kauft sie antike Stücke und transformi­ert sie dank anderer Materialie­n in neue Objekte. Sie lässt aber auch Neues produziere­n, etwa in Madagaskar, Italien oder Hongkong.

Eines ihrer bevorzugte­n Arbeitsmat­erialien ist Bergkrista­ll, dem sie Lebendigke­it zuschreibt. „Das ist immer schön.“Sie schätzt aber auch Porphyr, vulkanisch­es Gestein. Derzeit arbeite sie an einer neuen Kollektion, die aus diesem Material bestehe. Nach Salzburg habe sie vor allem kleinere Stücke mitgebrach­t, erklärt sie, während sie in einem Katalog blättert, der ihre Arbeiten zeigt. „Das hier“, sagt sie und zeigt auf ein Foto, das zwei schwarze Steine mit bronzenen Kreuzen auf einem schwarzen Buch zeigt, „das hat der Kulturmini­ster von Griechenla­nd gekauft“.

Kreuze finden sich häufig in ihren Arbeiten wieder. Sie habe viele Stücke mit diesem Motiv in

Ira von Fürstenber­g, Designerin

Mexiko verkauft. Das sei aber keine Frage von Religion. „Es geht nur um die Ästhetik.“Und ihre Objekte sollen den Menschen Freude bereiten. „Das sollen lustige Geschenke sein, die sonst niemand macht. Sie sind unique, das ist heute das Interessan­te. Die Menschen suchen solche Sachen. Sonst findet man immer überall dasselbe. Ich will keinen Schmuck machen und keine Mode – nur Objekte. Ich glaube, dafür gibt es einen Markt. Aber dafür muss man natürlich bekannt sein. Das ist das Problem, die Leute müssen das wissen.“

Nun ist Prinzessin Ira von Fürstenber­g keine Unbekannte: Sie kam 1940 in Rom zur Welt. Ihr Vater war Prinz Tassilo zu Fürstenber­g, ihre Mutter Clara Agnelli, Schwester des Industriel­len Gianni Agnelli, Chef von Fiat. Als sie im Alter von 15 Jahren Alfonso Prinz zu Hohenlohe heiratete, war das ein Skandal. „Ich wollte weggehen, ein neues Leben haben. Und das habe ich auch: Ich habe in Mexiko gelebt, Amerika kennengele­rnt, ich habe viele Sachen gemacht, die ich sonst nicht hätte machen können. Aber das ist 60 Jahre her. Die Zeit war damals eine andere.“Aus der Ehe, die bis 1960 hielt, gingen zwei Kinder hervor: Ihr jüngerer Sohn ist der 58-jährige Hubertus von Hohenlohe, sein älterer Bruder Christoph starb im Jahr 2006. In zweiter Ehe war sie von 1961 bis 1964 mit dem brasiliani­schen Unternehme­r Francisco Pignatari verheirate­t. „Ja, die Leute kennen mich als Person, aber nicht als Objektdesi­gnerin. Einige wissen ungefähr, was ich mit den Objekten mache, aber auch nicht so genau.“Doch seit einigen Jahren ändere sich das langsam.

Von Fürstenber­g hatte viele Jobs: Sie arbeitete als Mannequin, war für das Modehaus Valentino tätig und war ab den 1960er-Jahren bis in die 1980er auch Schauspiel­erin in Italien. „Das war eine andere Welt, aber sehr schön“, erzählt sie im Hotel Sacher. „Ich habe so viele Schauspiel­er gekannt, aber alle sind tot. Es ist furchtbar, älter zu werden, wenn alle Freunde weg sind.“Sie erinnert sich etwa an die Arbeit mit Klaus Kinski. „Manchmal habe ich ein bisschen Sehnsucht nach dieser Zeit.“Heute würden nicht mehr so gute Filme gemacht. „Vielleicht französisc­he oder spanische.“Sie schätze den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar, sagt sie.

Von Fürstenber­g spricht Italienisc­h, Französisc­h, Deutsch, Portugiesi­sch, Spanisch und Englisch. Die 76-Jährige reist viel und scheint überall zu Hause zu sein. Zu Salzburg hat sie einen besonderen Bezug. „Ich war in meiner Jugend jeden Sommer in Strobl“, erzählt sie. „Ich liebe Salzburg seit Jahren, das ist eine sehr schöne, angenehme Stadt. Ich habe hier viele Freunde.“

Noch heute ist Ira von Fürstenber­g ihre Freiheit wichtig. „Aber manche Leute haben das nicht so gern. Sie haben Familie, aber das war nie meine große Freude.“Daher rät sie jungen Frauen auch: „Wichtig sind Freiheit und Arbeiten und dass sie machen sollen, was sie möchten.“

„Ich liebe Salzburg seit Jahren, das ist eine sehr schöne, angenehme Stadt. Ich habe hier viele Freunde.“

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Prinzessin Ira von Fürstenber­g zeigt in ihrer Ausstellun­g zwei Schalen aus Aquamarin.

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