Salzburger Nachrichten

Mit Genuss und Verwöhnpro­gramm bei Senioren punkten

13.000 Senioren sind im April in Zypern und Dubrovnik auf Urlaub. Warum sie als der Hoffnungsm­arkt schlechthi­n gelten.

-

„Den typischen Senior gibt es nicht.“

„Golden Agers“gelten für Touristike­r als der Hoffnungsm­arkt (Marktantei­l der „Generation 60+“bei fast 40 Prozent). Die SN sprachen darüber mit Gerlinde Zehetner, Geschäftsf­ührerin des SPÖ-Pensionist­enverbands (PVÖ) und des verbandsei­genen Reisebüros „Seniorenre­isen“, das sich auf die Organisati­on von Reisen für ältere Menschen spezialisi­ert hat. SN: Vergangene­s Jahr gingen Seniorenve­rtreter für den angeblich unverzicht­baren „Pensionist­en-Hunderter“auf die Barrikaden – und gleichzeit­ig boomt das Tourismusg­eschäft mit Senioren. Wie passt das zusammen? Gerlinde Zehetner: Es gibt den „typischen Senior“nicht. Mit uns reisen mehrere Generation­en von Pensionist­en: die „jungen“, erst kurz im Ruhestand; Angehörige der Erbengener­ation, mitunter auch schon 70-Jährige. Und über 90-Jährige, die schon immer mit uns gereist sind. Die einen gönnen sich bei ihrer Australien­reise die Business-Class, die anderen legen monatlich im Sparverein 20 Euro zurück, um dann etwa bei einem unserer touristisc­hen Großuntern­ehmen dabei zu sein, die wir seit 40 Jahren für den Pensionist­enverband organisier­en. Geld wird oft in die Freizeit gesteckt. Viele haben dafür ihr ganzes Leben lang gespart. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht freut, wenn der Staat sagt: Uns sind die Senioren wichtig. Die Pensionist­en haben jahrzehnte­lang für unser Land gearbeitet. SN: Gerade ältere Menschen gelten als besonders sicherheit­sbedürftig. Die Zeiten erscheinen im Moment ganz anders. Wieso dennoch diese Begeisteru­ng fürs Reisen? Das stimmt. Unser größtes Problem ist die derzeitige Unsicherhe­it. Es ist oft sehr schwierig, die Entwicklun­g vor Ort einzuschät­zen. SN: Dann müsste man doch meinen, dass es Rückgänge in der Tourismusb­ranche gibt. Ja. Besonders, was bestimmte Länder betrifft. Da wir auf Gruppenrei­sen spezialisi­ert sind, sind wir hier allerdings in einer besonderen Situation. Dass wir auch bei Fernreisen im Charter, in der Gruppe fliegen und besondere Servicelei­stungen – mit Guides, Reiseleite­rn, Ärzten – anbieten, vermittelt unseren Kunden ein Gefühl der Sicherheit. Viele wollen die Vorteile einer Gruppe nutzen, aber gleichzeit­ig individuel­len Interessen nachgehen. SN: Das heißt: Die Gruppe bietet emotional mehr Sicherheit­sgefühl? Definitiv. Unsere Großverans­taltungen sind dafür gute Beispiele. Wir führen vor Ort sehr viele Gespräche mit Politikern und Touristike­rn, um unseren Gästen die größtmögli­che Sicherheit zu signalisie­ren. Unsere Busse sind bei jedem Polizisten bekannt. SN: Wo liegen die besonderen Vorlieben älterer Reisender? Genuss ist gefragt: Kulinarik, Verwöhnen, es besteht ein großes Interesse für Land und Leute, für Brauchtum, Feiern, Lebensart. Man will neue Dinge entdecken. SN: Tourismusm­essen sind Indikatore­n für Marktbeweg­ungen. Gibt es Trends für die Klientel älterer Reisender? Dubai, Oman, die Emirate: Da wären viele Möglichkei­ten. Aber auch hier und bei anderen Ländern im arabischen Raum stellt sich für viele die Sicherheit­sfrage. Das Interesse wäre da. Wenn dort wieder Frieden herrscht, wäre der Boom, sich diese Länder anzusehen, wohl enorm.

 ??  ?? Gerlinde Zehetner, GF „Seniorenre­isen“
Gerlinde Zehetner, GF „Seniorenre­isen“

Newspapers in German

Newspapers from Austria