Ehemals schönste Frau der Welt beweist sich als Bürgermeisterin
Gibraltar hat nicht allzu viele Berühmtheiten hervorgebracht. Eine Landestochter war gleich zwei Mal in den Schlagzeilen: Zuerst wurde sie die schönste Frau des Planeten, jetzt sitzt sie im Rathaus – und findet klare Worte im Streit um den Felsen.
GIBRALTAR. Es war ein Tag für die Geschichtsbücher Gibraltars, als Kaiane Aldorino Ende 2009 erstmals den Titel der Miss World auf den Affenfelsen holte. Gegen mehr als 100 Mitbewerberinnen hatte sie sich im südafrikanischen Johannesburg durchgesetzt und lächelte mit ihrer Krone fassungslos in die Kameras. Die Regierung der 6,5 Quadratkilometer kleinen Halbinsel versprach einen „Empfang für eine Königin“– und so wurde die Büroangestellte einer Klinik im Privatjet heimgeflogen. Bei der Parade im offenen Auto jubelten ihr die Massen frenetisch zu.
Mehr als sieben Jahre später ist die 30-Jährige wieder in den Schlagzeilen. Nun aber trägt sie einen hochgeschlossenen blau-gelben Talar mit Spitzenkrause am Hals. Grund: Die Ex-Miss ist in die Politik gegangen – und wurde vom „Gibraltar Chronicle“bereits als „schönste Bürgermeisterin der Welt“gefeiert.
„Du warst Miss Gibraltar, du warst Miss World und jetzt bist du Mrs. Bürgermeisterin“, sagte Chief Minister Fabian Picardo bei der feierlichen Zeremonie im Rathaus. Kaiane ist mittlerweile verheiratet und heißt jetzt mit Nachnamen Lopez. Seit 2016 ist sie Mutter eines Mädchens mit dem Namen Kalia. Ganz neu in der Politik ist die Ex- Miss derweil nicht, denn bereits seit 2014 war sie Vizebürgermeisterin. In ihrem neuen Amt soll sie nun vor allem eins: repräsentieren. Und darin ist sie ein Profi, seit sie als schönste Frau des Planeten ein Jahr lang die ganze Welt bereisen durfte.
Dennoch ließ Lopez schnell durchblicken, dass das Bürgermeisterinnenamt für sie nicht nur einen Symbolcharakter hat. Selbstbewusst äußerte sie sich zum aktuellen Streit zwischen London und Madrid um den markanten Felsen mit seinen 32.000 Einwohnern, dessen einziger Superlativ vor der Miss-Wahl wohl nur seine berühmte Affenkolonie war. Die ist in Europa einzigartig.
Gibraltar stehen stürmische Zeiten bevor: Das britische Überseegebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel ist im Rahmen des Brexits zum Zankapfel geworden, Spanien meldet neue Ansprüche an. Und Lopez, die sowohl Englisch als auch Spanisch spricht, macht kein Geheimnis daraus, auf wessen Seite sie sich als Bürgermeisterin sieht: „Ich bin stolz, Britin zu sein“, sagte sie der „Daily Mail“.
Gibraltar sei britisch „und wird es immer bleiben“. Klare Worte. Und so kann die Regionalregierung, die sich einstimmig für die berühmte Landestochter als Bürgermeisterin ausgesprochen hatte, recht stolz auf sich sein.