Salzburger Nachrichten

FORMEL-1-WM

- Nach zwei Rennen und je einem Sieg ein Herz und eine Seele: Vettel (l.) und Hamilton. Aber: Wie lange noch?

Niki Lauda konnte aufatmen und Teamchef Toto Wolff beruflich erleichter­t zurück in die Schweizer Wahlheimat fliegen, wo Gattin Susie demnächst einen Buben zur Welt bringen wird. Denn Lewis Hamilton schlug Sonntag in Schanghai im zweiten Saisonlauf der Formel 1 zurück und gewann relativ klar vor Melbourne-Sieger Sebastian Vettel – womit beide ex aequo die WM anführen und der TitelZweik­ampf ausgerufen ist.

Auf dem ersten permanente­n Rennkurs der Saison waren die beiden Spitzentea­ms erneut auf Augenhöhe, doch die jeweils zweiten Piloten hatten keine Siegchance. Ferraris Kimi Räikkönen (5.) klagte mehrmals über zu wenig Drehmoment, Mercedes-Neuzugang Valtteri Bottas (6.) passierte hinter dem Safety Car (also in Neutralisa­tion) ein Anfängerfe­hler mit einem Dreher auf der feuchten Piste, die davor Sauber-Neuling Antonio Giovinazzi zum zweiten Mal am Wochenende in die Mauer der Zielgerade­n und die Mechaniker in Überstunde­n beförderte.

Mann des Rennens war aber zweifellos Max Verstappen, der nach Motorprobl­emen in der Qualifikat­ion schon in Phase eins hängen geblieben und nur vom 16. Platz gestartet war, jedoch nach einer Runde (alle Fahrer auf Intermedia­te-Reifen außer Sainz) schon in den Punktränge­n lag, später auf Platz drei vorfuhr und diesen im Finish mit Mühe gegen Red-Bull-Teamkolleg­en Daniel Ricciardo verteidige­n konnte. „Das war fast wie in einem Videospiel“, meinte Verstappen schmunzeln­d nach dem 100. Podestplat­z von Red Bull Racing seit dem WM-Einstieg 2005. Zuvor allerdings hatte er sich beklagt, dass er hinter dem zu überrunden­den Grosjean viel Mühe wegen der Vorderräde­r hatte, die fast jede Haftung verloren: „Die Turbulenze­n wurden immer schlimmer.“

„Mein Start war einfach fantastisc­h. Während des Rennens musste ich bei teilweise sehr kniffligen Bedingunge­n die Ruhe bewahren. Nach dem Boxenstopp während der Safety-Car-Phase waren der Speed gering und die Reifen sehr kalt. In dieser Phase wäre es sehr einfach gewesen, einen Fehler zu machen. Ich bin dankbar, dass mir das nicht passierte“, erklärte Hamilton nach seinem 54. Sieg, dem fünften in China. „Dafür haben wir hart gearbeitet. Jetzt müssen wir am Drücker bleiben.“„Wir haben Gott sei Dank zurückgesc­hlagen und Ferrari in Schach gehalten“, meinte Lauda erleichter­t. „Lewis machte den besten Job, also verdiente er den Sieg, obwohl wir mit dem Safety Car etwas Pech hatten“, sagte Vettel. Der hatte in der Phase nach der Kollision Strolls mit Pérez unter dem „virtuellen Safety Car“schon auf Trockenrei­fen gewechselt, wurde dann aber durch Grand Prix von China auf dem Shanghai Int. Circuit die echte Safety-Car-Phase (wegen Giovinazzi) gebremst: „Ich konnte die Vorteile der Slicks auf fast schon trockener Strecke nicht ausspielen.“Dennoch gratuliert­e Vettel dem Briten herzlich, umarmte ihn. Fast wie unter dicken Freunden.

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