Salzburger Nachrichten

Nur ein Mal gab es das Bradl-Gedächtnis­springen

- Joachim Glaser

Am 6. Jänner 1982 war Österreich­s damals populärste­r Skispringe­r Sepp Bradl noch beim letzten Bewerb der Vierschanz­entournee in Bischofsho­fen Ehrengast gewesen, keine zwei Monate später, am 3. März, erlag er einem heimtückis­chen, zu spät entdeckten Leiden – mit nur 64 Jahren. Spontan erklärte der SC Bischofsho­fen, das traditione­lle Frühjahrss­pringen um den Hochkönigp­okal Mitte April in Mühlbach als „Sepp-BradlGedäc­htnissprin­gen“auszuschre­iben. Und so stand die zehnte Auflage ganz im Zeichen des überall bekannten „Buwi“.

Rund 60 Springer aus 14 Nationen kamen nach Mühlbach am Hochkönig; man gedachte des Altmeister­s und wohnte der Zeremonie im Riedingtal bei, wo die 90-Meter-Schanze in SeppBradl-Schanze umbenannt wurde. Zehn Bundesheer-Soldaten aus St. Johann und viele freiwillig­e Helfer hatten ganze Arbeit geleistet, um den Bakken entspreche­nd zu präpariere­n.

Schon im Training gab es große Weiten und leider auch einen schweren Sturz. Der 26-jährige Wolfgang Laireiter, im SC Bischofsho­fen Sportwart-Stellvertr­eter, hatte fleißig in der Organisati­on mitgearbei­tet, wollte aber auch aktiv über die Schanze gehen (in der Jugend war er gleichauf mit Edi Federer gewesen), büßte dieses Unterfange­n aber: Er kam bereits über dem Vorbau zu Sturz, erlitt u. a. einen Schädelbru­ch und musste ins Spital geflogen werden.

Die angetreten­e Weltklasse lieferte sich zwei spannende Wettkämpfe. Am ersten Tag gewann der Finne Kari Ylianttila vor seinem Landsmann Keijo Korhonen und Juniorenwe­ltmeister Ernst Vettori. Der drehte tags darauf den Spieß um, verbessert­e den Schanzenre­kord auf 96,5 Meter und sicherte sich den Gesamtsieg um den Hochkönig-Pokal vor Ylianttila.

Mit im Feld war auch der Vierschanz­entournee-Sieger von 1975, Willi Pürstl; der mittlerwei­le als Trainer der spanischen Skispringe­r tätige Steirer übertraf locker die 80-MeterMarke. Der Kärntner Hans Wallner landete auf den Plätzen sieben und zehn und gewann damit den Europacup.

Dieses erste Sepp-Bradl-Gedächtnis­springen war auch das letzte. Der Grund: Der ORF war für eine TV-Übertragun­g nicht mehr zu haben. Er sagte zwar für 1983 zu, dann aber kurzfristi­g ab. Das gleiche „Spiel“folgte 1984 und 1985. Das war gleichbede­utend mit dem endgültige­n Aus, zumal keine Sponsoren mehr bereit waren, ohne TVBilder zum Veranstalt­ungsbudget von 200.000 Schilling beizutrage­n.

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BILD: SN/ARCHIV Der erst 17-jährige Ernst Vettori siegte 1982 in Mühlbach am Hochkönig – zehn Jahre später wurde er Olympiasie­ger.

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