Wie man seine Familie repariert
Wenn der Sohn mit der Mutter arbeitet: Noch nie hatte Regisseur Simon Verhoeven (44) mit seiner Mutter Senta Berger (75) gedreht – aber es wurde Zeit dafür. Nach dem Grusler „Unfriend“ist Verhoeven jetzt zur Komödie zurückgekehrt, wenngleich mit dem nötigen ernsten Hintergrund. Gegen die Flüchtlingsnot etwas zu tun, das ist eine Sache. Einen Flüchtling zu Hause aufzunehmen, eine ganz andere. Das findet jedenfalls Heiner Lauterbach, der in „Willkommen bei den Hartmanns“den Familienvater und Ehemann von Senta Berger spielt. Sinnbildlich für den aktuellen Zustand der Gesellschaft kommt es in der ohnehin zerstrittenen Familie zu Turbulenzen, als der aus Nigeria stammende Diallo – nach einem Casting – tatsächlich einzieht. Wenngleich bei Verhoeven nicht alles aus einem Guss wirkt und das Chaos mit dem Humor Hochzeit feiert, wird doch der Zeitgeist gut getroffen. Die lieben Nachbarn mokieren sich über den Fremden, obwohl dieser fast nichts anstellt, freundlich blickt und ebenso freundlich ist. Trotzdem ist sein Asylantrag in Gefahr, was Hartmann Junior, einen Topanwalt, auf den Plan ruft. Die Haltung der Hartmanns gegenüber Diallo und sich selbst verändert sich, die Welt bleibt aber aus den Fugen – wie die Nachbarn, die eine Mahnwache halten. Die agile Senta Berger, die als pensionierte Lehrerin die Idee zur Flüchtlingshilfe hat, überstrahlt das Ensemble. Überzeugend auch Ulrike Kriener als ausgeflippte Freundin, ausdrucksstark Eric Kabongo, der Heimatsuchende. Fazit: Die Botschaft ist politisch korrekt, zugleich aber nicht lehrbuchhaft. Trotz allen Radaus zählen in Wahrheit die leisen Töne, die Nuancen.