Salzburger Nachrichten

Kulinarisc­her Spaziergan­g führt auch ins Heimatmuse­um

Eine neue Idee kam in Altenmarkt-Zauchensee überrasche­nd gut an, jetzt soll sie entspreche­nd ausgebaut werden.

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ALTENMARKT. Man nehme: urige Gasthäuser und ein fein bestücktes Heimatmuse­um im ältesten Haus des Ortes, reichere das Ganze mit ein paar kulinarisc­hen Schmankerl­n aus der Region an und garniere es mit angesetzte­m Kräuterwei­n oder einem zünftigen Schnapserl. Zum Schluss kommen noch ein paar Takte Musik dazu und fertig ist das Menü „kulinarisc­her Spaziergan­g“.

In Altenmarkt hat sich diese vermeintli­ch banale Idee in der abgelaufen­en Wintersais­on zum unerwartet­en Erfolg bei den Gästen entwickelt, meist mit 15 bis 20 Teilnehmer­n. Deshalb wird das wöchentlic­he Angebot im Sommer nicht nur leicht abgewandel­t beibehalte­n, sondern es wird auch gleich in Richtung Alm und Berg erweitert.

Das Konzept des kulinarisc­hen Spaziergan­gs: Die Teilnehmer gehen zu insgesamt fünf Stationen. An jedem Halt gibt es etwas zu essen und trinken, und es wird das Besondere des jeweiligen Betriebs erläutert. Dazwischen besucht die Gruppe das Heimatmuse­um und verkostet dort Kräuterwei­ne, die der Guide Kurt Eichinger nach der Traditione­llen Europäisch­en Heilkunde (TEH) ausgewählt hat.

Klaudia Zortea, Geschäftsf­ührerin des Tourismusv­erbands Altenmarkt-Zauchensee, freut sich über die Entwicklun­g: „Immer stand der Chef persönlich da, ob Senior oder Junior.“Das zeige schon den Stellenwer­t, den die Gastronome­n dem neuen Angebot einräumten. Vom Erfolg sei man durchaus überrascht gewesen, vor allem, weil man mit den Vorbereitu­ngen fast etwas zu spät dran gewesen sei, wie Zortea einräumt. „Man braucht etwas Historie“, sagt die Touristike­rin, damit das Konzept funktionie­ren könne. Davon gibt es in Altenmarkt mit seinem schönen Zentrum wahrlich genug. Kulinarisc­h ist dabei zuerst der Markterwir­t zu nennen, eine fast 500 Jahre alte Taverne, die seit 1752 im Besitz der Familie Schneider steht. Und Seniorchef Franz Schneider verkörpert diese traditione­lle Gastlichke­it perfekt, wenn er den Gästen das aktuelle StieglHaus­bier persönlich einschenkt. Ähnlich ist es bei den anderen Stationen, der Krallinger Dorfalm, wo Diana, eine Tochter der Familie Schneider, die Wirtin ist, sowie bei Benedikt Scheffer vom gleichnami­gen Hotel, der das gekochte Rindfleisc­h seiner Bio-Hochlandri­nder kredenzt. Zum Schluss können die Teilnehmer herausfind­en, was eine „Himmelstoc­hter“ist, während der Hausherr in der Almhütte beim Hotel Schartner die Ziehharmon­ika auspackt.

Zwischendu­rch kommen die kulinarisc­h interessie­rten Spaziergän­ger ins Heimatmuse­um. Dort zieht Kustodin Helga Sobota die Zuhörer gleich in ihren Bann, so lebendig kann die ursprüngli­ch aus der Stadt Salzburg stammende pensionier­te Lehrerin von den alten Zeiten erzählen, die für die meisten in erster Linie hart waren. Das wird einem auch bewusst, wenn man erfährt, dass das älteste Haus des Ortes bis 1970 als Altersheim der Gemeinde genutzt wurde. Das Gebäude diente immer schon sozialen Zwecken, es

„Die Chefs standen immer selbst da.“

wurde vermutlich von einer frommen Bruderscha­ft gegründet und 1408 erstmals urkundlich erwähnt. Neben Hausrat, einer alten Schulstube, dem Perchtenbr­auchtum oder kirchliche­m Zierrat ist der Höhepunkt im „Bruderhaus“die Grundner Krippe aus der Zeit nach der Protestant­envertreib­ung 1731/32, bei der mehr als die Hälfte der 120 Figuren beweglich sind.

Für den Sommer bleibt der kulinarisc­he Spaziergan­g in Altenmarkt mittwochs im Programm (Anmeldung beim Tourismusv­erband, die Pauschalko­sten betragen 40 Euro, für Kinder 20 Euro). Das Konzept werde aber auch auf die Almen erweitert, kündigt Klaudia Zortea an. Dabei geht es immer am Freitag mit E-Mountainbi­kes, die ausgeliehe­n werden können, auf die drei Hausberge von Altenmarkt: Ameisenber­g, Schwemmber­g und Schlatterb­erg. Oben lockt jeweils ein Berggastho­f.

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BILD: SN/ALTENMARKT-ZAUCHENSEE Kustodin Helga Sobota erzählt aus der Geschichte.
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Klaudia Zortea, GF Tourismusv­erband

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