Hier kommt keiner durch
Die Abwehr von Red Bull Salzburg lässt so gut wie keine Chancen des Gegners zu und ist drauf und dran, eine historische Bestmarke zu knacken.
Mitunter verspürt Alexander Walke eine gewisse Einsamkeit, wenn er in seinem Tor steht. Speziell in den vergangenen Wochen hätte Fußball-Doublesieger Red Bull Salzburg eigentlich auch ohne seinen Torhüter spielen können, ohne in allzu große Gefahr zu geraten.
Die Truppe von Trainer Óscar García hat ihre Abwehrsicherheit in den letzten Spielen noch einmal perfektioniert. Verdeutlicht wird das durch eine eindrucksvolle Statistik: In den letzten drei Bundesligaspielen gegen Austria Wien (5:0), Altach (5:0) und Sturm Graz (1:0) ließen die Salzburger insgesamt nur zwei Schüsse aufs eigene Tor zu.
Es spricht wenig dafür, dass sich das heute, Samstag (16 Uhr), beim Wolfsberger AC wesentlich ändert. Auf der Hut sein muss der überlegene Tabellenführer bei den Kärntnern aber allemal: Im Frühjahr gab der WAC mit seinem Salzburger Trainer Heimo Pfeifenberger in der heimischen Lavanttal-Arena noch keinen einzigen Punkt ab. Und im knappen Rennen gegen den Abstieg liegt der WAC zwar vor Rekordmeister Rapid, kann sich aber mit sieben Zählern Vorsprung auf den letzten Platz auch noch nicht zurücklehnen. „Sie spielen viel mit langen Bällen und sind immer sehr gut organisiert“, sagt García.
Zudem ist Wolfsberg für die Salzburger ein unangenehmes Pflaster. Der letzte Auswärtssieg beim WAC gelang noch in der Ära Roger Schmidt mit einem 2:1 im Dezember 2013. In die Geschichte ging das Spiel deshalb ein, weil die Kärntner den gefrorenen Boden vorher mit Heizstrahlern abtauten.
Die Abwehr war in Schmidts Zeit als Salzburg-Trainer de facto meist nur eine Zweierkette. Martin Hinteregger und André Ramalho sicherten hinten ab, während der Rest des Teams die Gegner schwindlig spielte. Die 35 Gegentreffer in der mittlerweile von manchen Fans schon wehmütig verklärten Meistersaison 2013/14 waren der Nebeneffekt, den man locker in Kauf nehmen konnte. Schließlich erzielten Alan, Sadio Mané, Jonatan Soriano und Co. in dem Jahr 110 Bundesligatore. Von der Spielphilosophie des damaligen Sportchefs Ralf Rangnick wichen auch die Trainer Adi Hütter (99:42 Tore in der Saison 2014/15) und Peter Zeidler (42:23 Tore bis zu seiner Ablöse nach 19 Runden 2015/16) nicht ab. Mit Óscar García vollzog sich still und heimlich ein Wechsel zum gesicherten Ballbesitzfußball. Beim Katalanen aus der Barcelona-Schule sieht der Fußball weniger spektakulär aus, erfolgreich ist er allemal.
Die Basis dafür liefert die Abwehr. Paulo Miranda und Andre Wisdom räumen im Abwehrzentrum auf, die Routiniers Andreas Ulmer und Christian Schwegler bzw. Stefan Lainer auf den Außenpositionen. Viel Arbeit nehmen ihnen aber bereits im Mittelfeld „Arbeitsbienen“wie Konrad Laimer oder Xaver Schlager ab. So kommt wenig Gefahr für Alexander Walkes Tor auf. Und wenn doch, ist der 33Jährige auf dem Posten.
Nicht nur mit seinem Punkteschnitt stellt García mittlerweile fast alle Vorgänger in der Red-BullÄra in den Schatten. Mit nur 18 Saison-Gegentoren in bisher 28 Runden sind die Salzburger auf Rekordkurs. Unter Giovanni Trapattoni, dessen defensive Spielweise einst Pfeifkonzerte hervorrief, kassierten die Bullen 25 bzw. 42 Saison-Gegentore. Bei Huub Stevens (Motto: „Die Null muss stehen“) waren es in seinem Meisterjahr 2009/10 deren 27.
Die Torsperre ist nicht die einzige beeindruckende Bullen-Bilanz, die es heute im Lavanttal zu verteidigen gilt. Zwölf Punkte Vorsprung, zwölf Spiele in der Liga ungeschlagen, acht Spiele lang gegen den WAC ungeschlagen – aber gerade deshalb warnt Óscar García: „Wenn die Spieler denken, dass wir bereits durch sind, wäre das der erste Schritt zur Niederlage.“
„Der WAC ist immer gut organisiert.“