Flüchtlinge sind Menschen in Not
Nach einem halben Jahr Deutschunterricht bei Flüchtlingen weiß ich langsam besser, wie es ihnen ging und geht. „Ihnen“?! – Die einen kommen aus Asien (Syrien, Irak oder Afghanistan), andere aus Afrika (Nigeria, Somalia, Sudan). Diese alle auf einen Nenner zu bringen ist fast nicht möglich. – Warum? Jeder der 16 Männer, die z. B. bei uns in Oberalm in einem Haus zusammenwohnen (müssen), hat einen Fluchtweg„Krimi“hinter sich. Wenn ihnen dann unterstellt wird, „Kriminelle“zu sein, tut das einfach Unrecht. Sie erzählen ja selbst, wie einzelne „Mitreisende“sie bestohlen oder eine Frau vergewaltigt haben. Aber: Wo kommt das nicht vor? Und: Wie kommen sie (die „nur überleben“wollen) dazu, bei jeder Begegnung schon fast „verdächtig“zu sein. – Was tut da not? Sich gegenseitig kennenzulernen: Der Afghane/Somalier ist ein „Mensch“, den ich schätzen lernen möchte. „Wir“in Oberalm organisieren daher monatlich ein „Begegnungscafé“zwischen Flüchtlingen und „Einheimischen“. – Denn es darf bei uns keinen „Krieg“geben, auch keinen heimlichen. Was soll also die Artikelüberschrift in den SN vom 4. 4., „Afghanische Flüchtlinge müssen zurückkehren“. Manche dürfen und können es nicht, ohne ihr Leben zu riskieren. Der „Schlechtmacherstil“mancher Medien ist ein (heimlicher) Krieg gegen solche Menschen in Not. Hat nicht Papst Franziskus gesagt: „Jeder Krieg ist ein Verbrechen“? Wie recht er hat! Und Jesus hat es noch deutlicher ausgedrückt: „Was ihr einem dieser getan habt, habt ihr mir getan.“– Wenn wir von einer „christlichen Kultur“überhaupt reden wollen, muss sich das auch im Reden und Schreiben zeigen. Mag. R. Schwarzenauer (Pfarrer),