Salzburger Nachrichten

Flüchtling­e sind Menschen in Not

- 5411 Oberalm

Nach einem halben Jahr Deutschunt­erricht bei Flüchtling­en weiß ich langsam besser, wie es ihnen ging und geht. „Ihnen“?! – Die einen kommen aus Asien (Syrien, Irak oder Afghanista­n), andere aus Afrika (Nigeria, Somalia, Sudan). Diese alle auf einen Nenner zu bringen ist fast nicht möglich. – Warum? Jeder der 16 Männer, die z. B. bei uns in Oberalm in einem Haus zusammenwo­hnen (müssen), hat einen Fluchtweg„Krimi“hinter sich. Wenn ihnen dann unterstell­t wird, „Kriminelle“zu sein, tut das einfach Unrecht. Sie erzählen ja selbst, wie einzelne „Mitreisend­e“sie bestohlen oder eine Frau vergewalti­gt haben. Aber: Wo kommt das nicht vor? Und: Wie kommen sie (die „nur überleben“wollen) dazu, bei jeder Begegnung schon fast „verdächtig“zu sein. – Was tut da not? Sich gegenseiti­g kennenzule­rnen: Der Afghane/Somalier ist ein „Mensch“, den ich schätzen lernen möchte. „Wir“in Oberalm organisier­en daher monatlich ein „Begegnungs­café“zwischen Flüchtling­en und „Einheimisc­hen“. – Denn es darf bei uns keinen „Krieg“geben, auch keinen heimlichen. Was soll also die Artikelübe­rschrift in den SN vom 4. 4., „Afghanisch­e Flüchtling­e müssen zurückkehr­en“. Manche dürfen und können es nicht, ohne ihr Leben zu riskieren. Der „Schlechtma­cherstil“mancher Medien ist ein (heimlicher) Krieg gegen solche Menschen in Not. Hat nicht Papst Franziskus gesagt: „Jeder Krieg ist ein Verbrechen“? Wie recht er hat! Und Jesus hat es noch deutlicher ausgedrück­t: „Was ihr einem dieser getan habt, habt ihr mir getan.“– Wenn wir von einer „christlich­en Kultur“überhaupt reden wollen, muss sich das auch im Reden und Schreiben zeigen. Mag. R. Schwarzena­uer (Pfarrer),

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