Salzburger Nachrichten

Lungauer starb in Hai-Gewässer: Was geschah in 40 Metern Tiefe?

Ein Tauchgang in Südafrika endete für einen 68-jährigen Tamsweger tödlich. Die Hintergrün­de bleiben unklar. Der erfahrene Taucher könnte bereits vor der Haiattacke tot gewesen sein.

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Ein letztes Mal steigen die Teilnehmer des Tauchlehrg­angs „Shark School“am Freitag in das Meer vor Shelley Beach. Die Stimmung an der Ostküste Südafrikas ist gedrückt und angespannt. „Wir befinden uns in Schockstar­re“, sagt Tauchlehre­r Roland Mauz. Zwei Tage zuvor hatten Rettungskr­äfte an ähnlicher Stelle den Leichnam eines seiner Tauchkamer­aden aus dem Wasser gezogen. Es handelte sich um einen 68-jährigen Lungauer. Das Gebiet ist bekannt für seine unzähligen Tigerhaie.

Was genau in knapp 40 Metern Tiefe geschehen ist, bleibt weiter unklar. „Ich habe an mehreren Punkten die Teilnehmer abgezählt, plötzlich war eine Person verschwund­en“, sagt Mauz. Der Deutsche schlug Alarm. Ein Fischerboo­t fand schließlic­h den Toten. Der Leichnam wies Bissspuren auf. Aber: „Es ist fraglich, ob ihn ein Hai tatsächlic­h angegriffe­n hat“, sagt Mauz.

Auch der Schweizer Haiexperte Erich Richter glaubt nicht an einen tödlichen Haiangriff. Der Zoologe untersucht Haiattacke­n auf der ganzen Welt. Auch den Unfall des Salzburger­s analysiert er. In einer ersten Stellungna­hme vermutet Richter, dass der verunglück­te Salzburger ertrunken sein könnte. Ursache dafür könnte laut Richter ein Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll gewesen sein. Erst danach habe ihn ein Hai gebissen. „Dass ertrunkene Menschen relativ rasch nach ihrem Versterben gebissen werden, ist keine Seltenheit“, erklärt Richter.

„Erst wenn du dich nicht mehr bewegst, kommen die Tiere näher“, sagt auch Tauchlehre­r Roland Mauz. An einen Tauchfehle­r des Lungauers glaubt Mauz nicht: „Er war erfahren und hatte 2700 Tauchgänge hinter sich.“

Der 68-jährige Tamsweger war Gründer und langjährig­er Obmann des Tauchclubs Lungau. „Der ganze Verein trauert um den besten Taucher des Lungaus“, sagt Vorstandsm­itglied Hanspeter Lüftenegge­r, Gastwirt in Tamsweg. Der 68-Jährige sei körperlich in bester Verfassung gewesen. „Sein Alter hat man ihm überhaupt nicht angesehen.“

Das Tauchgebie­t vor den Küsten von Shelley Beach ist nichts für Anfänger. Wolfgang Altmann, passionier­ter Taucher aus Saalfelden, brachte es in diesen Gewässern auf mehr als 20 Tauchgänge. Es gebe eine oft wechselnde, starke Strömung, sagt Altmann. „Das muss man sich wie eine Nebelwand unter Wasser vorstellen. Im Handumdreh­en hast du deine Gruppe verloren.“

Tauchlehre­r Roland Mauz hatte die schwierige Aufgabe, die Tochter des Lungauers über das Unglück zu informiere­n: „Von ihr kam kein Wort des Vorwurfs. Sie hat gefragt, ob er einen Tigerhai gesehen habe.“Dies sei vor dem Abflug nach Südafrika das große Ziel des 68-Jährigen gewesen. „Diesen Wunsch konnte er sich erfüllen. Er hatte eine gute Zeit bei uns“, sagt Mauz.

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BILD: SN/RAFFAELLA SCHLEGEL - BLUE RUSH Tödlicher Tauchgang: Der Lungauer tauchte an der Ostküste Südafrikas mit Tigerhaien.
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Roland Mauz, Tauchlehre­r

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