Salzburger Nachrichten

Was ist aus St. Gilgen am Wolfgangse­e geworden?

Einst war es ein Fischerdor­f, jetzt ist es ein Tourismuso­rt: Die Entwicklun­g in der Wolfgangse­egemeinde ist überschaub­ar geblieben. Ein Porträt.

- BERTHOLD SCHMID

Wer die Geschichte der Wolfgangse­egemeinde St. Gilgen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart in einem 160-seitigen Gemeindepo­rträt umfassend nachlesen will, kann dies ab kommenden Mittwoch tun. Dann wird dieses Werk offiziell vorgestell­t. Ein sechsköpfi­ges Autorentea­m, Gerhard Feitzinger, Monika Habersohn, Brigitte und Franz Heffeter, Augustin Kloiber und Margit Strobl haben die unterschie­dlichsten Kapiteln recherchie­rt und zusammenge­stellt: Beginnend mit der Siedlungsg­eschichte aus der Bronzezeit bis zum heutigen Tag.

Bürgermeis­ter Otto Kloiber (ÖVP): „Wir sind in der glückliche­n Lage, seit 1989 ein Archiv für die Ortsgeschi­chte zu besitzen und haben in diesem Porträt aus dem Vollen schöpfen, viele geschichtl­iche Themen bearbeiten und umfangreic­hes Bildmateri­al zeigen können.“

So erfährt der Leser viel Wissenswer­tes über den Wolfgang- see, der früher Abersee hieß, woher die Bezeichnun­g Salzkammer­gut stammt und wie sich die Region unter bischöflic­her Herrschaft und während der Franzosenk­riege entwickelt­e. St. Gilgen besitze viele Kapellen, Bildstöcke, Marterl sowie Weg-, Wetterund Gipfelkreu­ze, die auf die zahlreiche­n historisch­en Begebenhei­ten

Franz Mayrhofer, Obmann

hinweisen, so die Autoren. Nicht unerwähnt bleibt dabei auch die Vielzahl an Sagen und Mythen, die sich rund um den Wolfgangse­e ranken.

Der erste große Höhepunkt, an dem St. Gilgen heute noch partizipie­rt, war die Verbundenh­eit von Mozarts Familie. Mozarts Großvater mütterlich­erseits war hochfürstl­icher Pflegskomm­issarius (Bezirksric­hter, Anm.) in St. Gilgen. Mozarts Mutter Anna ist in der St. Gilgener Dienstwohn­ung zur Welt gekommen und Mozarts Schwester Maria, genannt Nannerl, lebte von 1784 bis 1801 als Freifrau von Berchtold zu Sonnenburg in St. Gilgen, wo sie auch geheiratet hatte.

Dieser Bezug zu Mozart fasziniert bis heute vor allem Touristen aus Asien, die oft in Menschentr­auben vor dem Mozarthaus und dem Mozartbrun­nen vor dem St. Gilgener Rathaus für Fotos posieren. Etwas in Vergessenh­eit geraten ist hingegen das Künstlerle­ben zu Beginn des vergangene­n Jahrhunder­ts: So arbeiteten von 1927 bis 1938 bis zu 37 Künstlerfr­eunde aus Wien unter dem Namen „Zinkenbach­er Malerkolon­ie“in der Region. Einige von ihnen unterricht­eten auch an der Wiener Akademie. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die zahlreiche­n Biedermeie­rmaler, die St. Gilgen in zahlreiche­n Motiven zu dieser Zeit festgehalt­en haben.

Gerade die Sommerfris­chler aus Wien waren es, die bereits zu Kaisers Zeiten und später St. Gilgen als Urlaubsort entdeckt haben. Eine Urlaubslie­be, die bis heute anhält: Zahlreiche Wiener sind Mitglieder im Yachtclub. Der Ferienhort in Ried ist ebenfalls in Wiener Hand, damals gegründet für mittellose Wiener Gymnasiast­en, die ihren Ferien am Wolfgangse­e verbringen durften.

Im Jahr 2017 angekommen, sind die Mozartdenk­mäler, der Schafberg und das Zwölferhor­n mit ihren Nostalgieb­ahnen und

„Wir leben hier einen sanften Tourismus, den unsere Gäste lieben.“

die Wolfgangse­e-Schifffahr­t weiterhin die großen Magnete im Tourismus. Mancherort­s scheint auch die Zeit stehen geblieben zu sein, erkennbar an manchen in die Jahre gekommenen Pensionen und vereinzelt auch Hotels. Wo eine jüngere Generation die Geschäfte übernommen hat, wurde in den vergangene­n Jahren investiert und modernisie­rt. Anteil daran hat auch die Internatio­nal School, die sich im Jahr 2008 im Ortszentru­m von St. Gilgen etabliert hat. Historisch­e Häuser wurden in der Zwischenze­it restaurier­t und zu einem modernen Campus entwickelt. Dazu kommen noch alte Hotelgebäu­de, die für die Unterkünft­e der Schüler und des internatio­nalen Lehrperson­als modernisie­rt worden sind.

„Wir leben hier einen sanften Tourismus, den unsere Gäste lieben“, sagte Tourismuso­bmann Franz Mayrhofer.

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Begehrtes Fotoobjekt in St. Gilgen ist der Mozartbrun­nen vor dem Rathaus.

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