BLÜTEZEIT IM ELSASS
Dass man im Elsass gut isst und trinkt, ist bekannt. Weniger jedoch, dass ein eigener Garten der Stolz jedes Elsässers, vielmehr jeder Elsässerin ist. Wer also im Elsass etwas gelten will, muss zumindest einen Rosenstrauch vor dem Fenster haben, besser aber ein üppig blühendes Paradies rund ums Haus. Kurz geschorener Rasen und pflegeleichte Thujenhecken sind verpönt. Als Marguerite und ihr Mann 1990 das Haus im Dorf Plobsheim bauten, war rundum alles Acker und Natur pur. Ohne gärtnerisches Vorwissen ging Marguerite ans Werk und reihte verschiedene Minigärten aneinander, die jeder für sich eine gelungene Farbkomposition bilden. Verschlungene Wege, von Storchenschnabel, Rosen, Clematis, Fingerhut und zarten Gräsern begrenzt, locken immer tiefer in den Garten hinein. Was als einfacher Garten begann, ist heute ein romantisches Kunstwerk mit raffinierten Sichtachsen, die ein gelernter Gartenarchitekt nicht besser hätte anlegen können. Mitten in dem verträumten Dorf Diebolsheim liegt das verwunschene Fachwerkhaus von Pierrette. In einer alten Scheune hat sie vier Gästezimmer eingerichtet. Es gibt nichts Schöneres, als am Morgen die blauen Holzläden aufzustoßen und auf das romantische Chaos aus Kräutern, Sträuchern, Rosen, Clematis und alten Bäumen zu schauen, den Duft einzuatmen und nach einem üppigen Frühstück mit Pierrette durch den Garten zu gehen. Vierhundert verschiedene Blumen sollen in diesem Dschungel blühen, sagt sie. Wer zählt sie alle? Die Ruine der „Ferme Bleue“in Uttenhofen wurde 1981 von dem Architekten Jean-Louis Cura stilgerecht restauriert und mit einem romantischen Garten und einem gepflegten kleinen Restaurant zu einem beliebten Treffpunkt umgestaltet. „Im Elsass gibt es diese Liebe zum intimen Garten, weil wir keine Ausblicke auf großartige Landschaften haben. Die schafft man sich im Garten“, erklärt Cura die Begeisterung der Elsässer für den privaten Garten, der Zuflucht vor Hektik und Stress bietet.