Salzburger Nachrichten

Generation Praktikum

- SN-SERIE Weiterbild­ung in Salzburg

Der Begriff „Generation Praktikum“ist in den vergangene­n Jahren auch in Österreich geläufig geworden. Er bezeichnet eine Generation von Studierend­en und Akademiker­n, die schlecht oder gar nicht bezahlte Praktika absolviere­n, um sich so für ein unbefriste­tes, fixes Arbeitsver­hältnis zu qualifizie­ren oder weiterzuem­pfehlen.

Unter dem Überbegrif­f „Praktika“werden verschiede­ne Arbeitsfor­men verstanden, denen gemeinsam ist, dass es sich um eine Tätigkeit an der Schnittste­lle zwischen Ausbildung und Beruf handelt. Das Hauptprobl­em ist, dass es im österreich­ischen Arbeitsrec­ht keine Legaldefin­ition des Begriffs Praktikum gibt. Das lässt zwei Gestaltung­smöglichke­iten zu: Entweder stehen die Arbeitsver­pflichtung und die Einbindung der Praktikant­en in den Betrieb im Vordergrun­d – dann ist auch Arbeitsrec­ht anzuwenden und entspreche­nd zu entlohnen. Oder man betrachtet das Praktikum als Ausbildung­szeit, in der Praktikant­en kurzfristi­g Berufserfa­hrung schnuppern können und keine Arbeitsver­pflichtung zutrifft. In der Praxis verschwimm­en diese beiden Formen oft: Das Praktikum wird als Ausbildung­sverhältni­s oder gar nicht deklariert und bezahlt, aber wie ein Arbeitsver­hältnis organisier­t. Es ist daher empfehlens­wert, sich vor Beginn des Praktikums von den Experten der Arbeiterka­mmer (AK) beraten zu lassen.

Wie finde ich ein gutes Praktikum? Gerade Praktikums­plätze bei bekannten Unternehme­n sind begehrt. Die Chancen auf ein interessan­tes Praktikum können maximiert werden, wenn auch die Angebote kleinerer Unternehme­n in Betracht gezogen werden. Bei der Suche nach einem Praktikum sind Online-Plattforme­n, wie beispielsw­eise jene der Österreich­ischen Hochschüle­rschaft (ÖH), hilfreich. Die ÖH hat in Zusammenar­beit mit der AK ein eigenes Gütesiegel für faire Praktika entwickelt. Wie viel Praktikum gut tut? Praktika sollten für beide Seiten gewinnbrin­gend sein und einen Lerneffekt haben. Problemati­sch wird es, wenn sich un- oder schlecht bezahlte Praktika durch die gesamte Studienzei­t und auch noch danach ziehen, in der Hoffnung, eine Festanstel­lung zu ergattern. Hier bedarf es einer Verbesseru­ng der Rahmenbedi­ngungen. Neben einer vollen arbeitsrec­htlichen und sozialrech­tlichen Absicherun­g braucht es aus Sicht der Arbeiterka­mmer ein Verbot von unbezahlte­n Praktika nach einer erfolgreic­hen facheinsch­lägigen Ausbildung.

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Stephanie Posch ist Leiterin des Jugendrefe­rats in der Arbeiterka­mmer Salzburg.

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