Salzburger Nachrichten

Statine und pflanzlich­e Mittel senken nicht nur Cholesteri­n

Immer mehr Studien weisen Wirkungen nach, die über die bisherige Anwendung hinausgehe­n.

- Dir. Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Additivfäc­her Endokrinol­ogie, Stoffwechs­el & Diabetes sowie Kardiologi­e, Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhau­s Barmherzig­e Brüder Salzburg und Vor

Statine werden üblicherwe­ise in der Medizin eingesetzt, um die Bildung von Fettablage­rungen zu reduzieren und damit die Verstopfun­g von Blutgefäße­n zu verhindern. Immer häufiger werden Statine nun aber auch prophylakt­isch eingesetzt, um das Auftreten von Risikofakt­oren wie Herz-Kreislauf-Versagen oder Diabetes mellitus erst gar zu verhindern. Oftmals werden die Vorteile einer Statinther­apie unterschät­zt und Nebenwirku­ngen übertriebe­n.

In einer retrospekt­iven Studie der Universitä­t Stanford untersucht­en Forscher den Einfluss von Statinen auf die Gesamtster­blichkeit. Eingeschlo­ssen waren über 500.000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. Die Ergebnisse zeigten, dass bei jenen, die eine hoch intensive Statinther­apie erhielten, die Ein-JahresSter­blichkeit vier Prozent betrug. Jene mit einer moderat intensiven Behandlung zeigten eine Sterblichk­eit von 4,8, jene mit einer niedrig intensiven Behandlung eine von 5,7 Prozent. Ganz ohne Statinbeha­ndlung waren es sogar 6,6 Prozent. Es zeigte sich somit ein kleiner, aber signifikan­ter Überlebens­vorteil bei der Gruppe mit hoch intensiver Statinther­apie.

Auch die Krebssterb­lichkeit lässt sich womöglich durch eine Statingabe verringern. Dies fanden Forscher aus Birmingham in einer großen Beobachtun­gsstudie mit über 930.000 Patienten heraus. Es wurde untersucht, ob es einen Zusammenha­ng zwischen hohen Cholesteri­nwerten und der damit verbundene­n Statinther­apie mit Lungen-, Mamma-, Prostataun­d Darmkarzin­omen gibt. Die Ergebnisse: Erhöhte Cholesteri­nspiegel mit Statinmedi­kation sind mit einem um 22 Prozent geringeren Lungenkreb­s-Sterberisi­ko verbunden. Beim Mammakarzi­nom waren es 43, beim Prostatakr­ebs 47 Prozent. Die Wissenscha­fter vermuten nun, dass die Statinmedi­kation gegen erhöhtes Cholesteri­n einen wesentlich­en Einfluss auf das geringere Sterberisi­ko bei Krebs habe.

Sollten Statine nicht gut vertragen werden und zu Nebenwirku­ngen führen, kann auch auf pflanzlich­e Extrakte in Form von Nahrungser­gänzungsmi­tteln zurückgegr­iffen werden. Mit einer Kombinatio­n aus rotem Hefereis und Grüntee können laut aktueller Studienlag­e erhöhte Blutfettwe­rte gut gesenkt und mitunter auch normalisie­rt werden. Der Hauptwirks­toff aus Hefereis, Monacolin K, verfügt über denselben Wirkmechan­ismus wie medikamen- töse Statine, allerdings in deutlich abgeschwäc­hter Form, was bedeutet, dass sich das Cholesteri­n damit nicht so stark senken lässt wie mit den medikament­ösen Statinen. Die „pflanzlich­en Statine“wirken schwächer. In der Folge verursache­n sie aber auch weniger Nebenwirku­ngen (wie z. B. Muskelschm­erzen) als die medikament­ösen Statine, welche eben stärker cholesteri­nsenkend wirken und viel häufiger den Cholesteri­n-Zielwert erreichen.

Im Grüntee sind es vor allem die Polyphenol­e und auch antioxidat­iv wirkenden Catechine, die positiv wirken. Wirkung und Sicherheit von rotem Hefereis und Grüntee wurden in zahlreiche­n Studien nachgewies­en und zudem ist auch die Verträglic­hkeit der Extrakte unbedenkli­ch. Zusätzlich sind Ernährungs­umstellung und Bewegung die Basis jeder Therapie.

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