So ein Wagner-Festspiel ist immer eine riesige Aufgabe
Wagners „Ring des Nibelungen“wurde in der Wiener Staatsoper mit den ersten beiden Teilen ins Rollen gebracht.
WIEN. Dieser unglückselige Gott Wotan wandert durch drei der vier Teile von Wagners „Ring des Nibelungen“, bei der Wiederaufnahme der Tetralogie dieses Jahr kündigte die Wiener Staatsoper Bryn Terfel an. Der berühmte walisische Hüne musste absagen, der Zulauf auf Karten blieb unverändert. Wagnerianer sind treu – und hatten es nicht zu bereuen. Am Wochenende startete man mit „Das Rheingold“und „Die Walküre“, es ist der „Ring“, den einst Franz Welser-Möst mit dem Regisseur Sven-Eric Bechtolf herausgebracht hat. Und wie Bechtolf so ist, hat er sich viele Gedanken gemacht, es aber bei der Konvention belassen, was den Vorteil hat, dass sich jeder jederzeit auskennt. Das sagte sogar das japanische Publikum beim Tokio-Gastspiel der „Walküre“im November. Man erhofft sich ein Sängerfest, doch der superwichtige Baustein ist wohl das Orchester. Und wenn man bedenkt, dass das philharmonische Staatsopernorchester ohne Probe auskommen musste, ist das Gelingen umso mehr zu bewundern. Ja, der 78-jährige Peter Schneider ist im besten Sinne ein verehrungswürdiger Kapellmeister der alten Schule, er konnte sich auf den Mut des riesigen Orchesters mit den Konzertmeistern Rainer Honeck und Volkhard Steude an der Spitze verlassen und auf die Reaktionsschnelligkeit – und er ließ allen sehr viel Zeit.
Aus dem Graben kam mehr an Atmosphäre, als das Bühnenbild von Rolf Glittenberg mit nützlichen Versatzstücken wie Bäumen, Goldregal, Pferden und Wänden für Projektionen eines wandernden Wolfs (fettFilm) abwarf. Andererseits gelangen Szenen wie die „schwimmenden“Rheintöchter oder zum Finale der „Walküre“der Feuerring um die bestrafte Brünnhilde beeindruckend.
Langweilig ist es nie, wofür aber auch ein durchwegs starkes Ensemble bürgte. Das Donnerorgan von Terfel vermisst man beim Vorabend ein wenig, wo Egils Siliņš ein eleganter, aber nicht sonderlich lauter Wotan ist. Dafür zeigte Tomasz Konieczny in der „Walküre“, dass er der derzeit wohl spannendste Wotan-Darsteller ist. Auch stimmlich steigert sich Konieczny enorm und wenn man sieht, wie schwer sich dieser Wotan tut, die Lieblingstochter Brünnhilde der Verbannung im Feuerring zu übergeben, geht das mächtig zu Herzen. Petra Lang sang in Tokio noch die Sieglinde, nun ist sie Brünnhilde, diese scheint ihr weit besser zu liegen. Dafür ist nun Camilla Nylund eine ausgezeichnete Sieglinde, als Siegmund ist Robert Dean Smith kein „Wälse“-Brüller, sondern eher hell. Die Riesen Fasolt und Fafner (Ain Anger und Sorin Coliban) sind eine Klasse für sich, und wie Ain Anger tags darauf als Hunding Furcht verbreitete, macht ihm keiner nach. Wunderbar auch Okka von der Damerau als Erda. Als Loge ist Norbert Ernst, als Alberich Jochen Schmeckenbecher, als Fricka Mihoko Fujimura eine tadellose Besetzung. Sogar aus Kleinrollen wie Mime macht Wolfgang Ablinger-Sperrhacke noch einen Glanzauftritt, Thomas Ebenstein (Froh) und Markus Eiche (Donner) gefallen mit ihrem Einsatz.
Die Rheintöchter (Ileana Tonca, Stephanie Houtzeel, Zoryana Kushpler) überzeugen, auch das Walküren-Oktett bringt Schwung in den Abend. Jeweils großer Beifall.