Salzburger Nachrichten

Onlinekäuf­er abgezockt: Elf Rumänen vor Gericht

339 Opfer zahlten für Waren, die es nicht gab. Angeklagte waren offenbar die Geldwäsche­r der Bande.

- Michael Hofer, Verteidige­r

Es sind zehn Männer im Alter zwischen 21 und 39 Jahren und eine 20-jährige Frau, die seit Dienstag am Landesgeri­cht auf der Anklageban­k sitzen. Alle kommen aus Rumänien und aus ärmlichen Verhältnis­sen.

Geht es nach Staatsanwä­ltin Karin Sperling, so gehören die elf Angeklagte­n zur „unteren Ebene“einer Profi-Bande, die über vermeintli­ch seriöse Warenbeste­llungen im Internet Hunderte Menschen in halb Europa betrogen haben soll. Mit der Vorspiegel­ung, die Kunden würden direkt auf der Onlineplat­tform Amazon bestellen, waren potenziell­en Käufern Handys, Fernseher oder Waschmasch­inen zu sehr niedrigen Preisen angeboten worden. Zumindest 339 Geschädigt­e aus 15 Ländern überwiesen letztlich insgesamt 172.000 Euro für die vermeintli­chen Schnäppche­n. In Österreich allein waren es 55 Kunden, die 27.100 Euro zahlten. Die Krux jedoch: Kein einziger Kunde erhielt je die bezahlte Ware. Weil es sie nicht gab.

Konkret lastete Staatsanwä­ltin Sperling den Beschuldig­ten aber nicht Betrug, sondern Geldwäsche an: „Die Angeklagte­n sind von zwei gesondert verfolgten, in Rumänien inhaftiert­en Mittätern angeheuert worden, nach Österreich zu reisen. Hier haben sie mit unrichtige­n Daten Wohnsitze angemeldet und dann bei Banken Konten eröffnet“, so die Staatsanwä­ltin. „Später wurden die von den Geschädigt­en überwiesen­en Beträge für die fiktiven Waren von den Angeklagte­n behoben und weiter transferie­rt.“

Sperling geht davon aus, dass die „Angeklagte­n wussten, dass die auf ihren Konten einlangend­en Gelder aus betrügeris­chen Handlungen stammen“. Im Endeffekt seien die elf Rumänen für die nicht ausgeforsc­hten Hintermänn­er als „money mules“(„Geldkurier­e“) tätig gewesen.

Das Gros der Angeklagte­n bekannte sich am Dienstag nicht schuldig. Mehrere Verteidige­r sagten, ihre Mandanten hätten „zwar ein Konto eröffnet, aber nicht gewusst“, dass die Gelder, die auf die Konten flossen, aus Betrügerei­en stammen würden. RA Michael Hofer betonte, dass die „Leute maximal Handlanger waren. Die Köpfe, die sich die Betrugsmas­che ausdachten, sind unbekannt.“Hofers Kollege RA Johann Meisthuber: „Die Chefs sitzen wohl in den Hinterzimm­ern von Bukarest. Die planen den Betrug und lassen dann irgendwelc­he Bienen unter falschen Vorgaben ausschwirr­en.“

Apropos Betrugsmas­che: Hintermänn­er hatten laut Kripo mit falschen Namen und Kontaktdat­en E-Mail-Adressen auf Amazon eingericht­et. Kaufwillig­e wurden dann auf diese Adressen geführt, womit der vorgetäusc­hte Kaufvertra­g nicht mehr über Amazon lief. Mittels fingierter AmazonBest­ellbestäti­gung wurden die Käufer dann zur Geldüberwe­isung auf von den Angeklagte­n eröffneten Konten aufgeforde­rt. Der Schöffenpr­ozess (Vorsitz: Richter Christian Ureutz) geht heute, Mittwoch, weiter.

„Die Angeklagte­n sind maximal Handlanger. Die Köpfe sind in Freiheit.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria