Salzburger Nachrichten

Ein Salzburger Hotelier belebt Kulturpoli­tik

Sepp Schellhorn lobt zwar den Kulturmini­ster, kündigt aber eine Diskussion über Kulturförd­erung an.

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Die Kulturpoli­tik in Österreich bekommt einen Neuzugang: Sepp Schellhorn, Hotelier aus Goldegg, hat in der Vorwoche den Vorsitz des Kulturauss­chusses im Nationalra­t übernommen. Dieser steht den Neos zu. Die Position war vakant geworden, da der bisherige pinke Kulturspre­cher, Niko Alm, die Politik quittiert hat, um in der Recherche-Plattform von Dietrich Mateschitz tätig zu werden.

In Kunst und Kultur ist Sepp Schellhorn nicht unbeleckt. Mit seinem Salzburger Restaurant M32 ist er dem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg nahe und hat immer wieder – etwa mit Obsorge für den Sky Space von James Turrell – Sympathien für die Kunst bewiesen.

In Goldegg, wo er mit seiner Frau den Seehof leitet, veranstalt­et er seit 2012 das Thomas-BernhardFe­stival „Verstörung­en“und vergibt seit 2011 jährlich ein Autorensti­pendium. Er sagt über sich: Seit jungen Jahren setze er sich mit Kunst und Literatur auseinande­r, „ich sammle, ich veranstalt­e, ich lese“.

Warum übernimmt ein Unternehme­r, der sich in Tourismus- und Wirtschaft­spolitik – insbesonde­re mit harscher Kritik an der Wirtschaft­skammer – exponiert hat, plötzlich die Agenden von Kunst und Kultur?

Ihm sei als Touristike­r wichtig, „Wirtschaft und kulturelle­s Erbe“zu verzahnen, sagt Sepp Schellhorn. Denn „schöne Landschaft gibt es fast überall auf der Welt“, doch der touristisc­he Erfolg Österreich­s basiere auf dem kulturelle­n Schaffen. Und überhaupt wolle er „ein Bewusstsei­n schaffen“, wie wichtig Kunst und Kultur für ein Land seien.

Aber er will doch Landesrat in Salzburg werden! Der Salzburger Neos-Landesspre­cher hatte vor Kurzem in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichte­n“folgendes Szenario für einen etwaigen Einzug der Neos in den Landtag nach der Wahl im Jahr 2018 umrissen: „Wir wollen gestalten – in einer Dreierkoal­ition. Wobei ich dann die ,Landesrats­nummer‘ machen würde.“Also ist der Kulturauss­chuss ein Intermezzo?

Nein, sagt Schellhorn, es stehe noch nicht einmal fest, ob er als Spitzenkan­didat in den Salzburger Wahlkampf gehe. Erst im Juni werde der Landesvors­tand darüber befinden, im Herbst 2017 sollte es eine Kandidaten­liste geben, danach beginne der Wahlkampf. Sollte er als Landesrat – vorzüglich für „mein Lieblingsr­essort ,Lebensraum‘“– gebraucht werden, „stehe ich zur Verfügung“. Doch „der springende Punkt ist: Jetzt ist die Bundespoli­tik dran.“

Was sagt er zu jüngster Kulturpoli­tik? An der Auszeichnu­ng für Buchhändle­r störe ihn, dass ein Teil des Preisgelde­s die Arbeiterka­mmer zahle. „Das ist eine unsaubere Vermengung von Mitteln zu anderen Zwecken“, die zeuge für ein „falsches Verständni­s“für Aufgaben der Sozialpart­ner. Der Preis sollte ausschließ­lich vom Bund finanziert werden.

Was hält er davon, dass Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) die Subvention für die Albertina um rund eine Mill. Euro pro Jahr anhebt, um die Sammlung Essl als Dauerleihg­abe zu haben, die mittlerwei­le großteils der Bauindustr­ielle und Neos-Förderer Hans Peter Haselstein­er in seine Stiftung übernommen hat?

Positiv sei, dass mit privatem Geld – neuerlich von Haselstein­er – das Wiener Künstlerha­us renoviert werde und dass dort die Sammlung Essl öffentlich zugänglich werde, erwidert Sepp Schellhorn. Die Kritik der Grünen an so viel Staatsgeld für eine private Sammlung bezeichnet Schellhorn als „reine Neid-Thematik“.

Was hält er vom Weißbuch für die Bundesmuse­en? Da zollt er dem Kulturmini­ster nur Lob: Das geplante Beteiligun­gsmanageme­nt „ist zu begrüßen“, Drozdas Vorschläge seien „klug und gut“. Eine Museumshol­ding wäre falsch. Diese brächte nur eine neue Verwaltung­sebene samt zusätzlich­en Kosten.

Als erste kulturpoli­tische Initiative wolle er die Diskussion über Kulturförd­erung anregen. Für 6. Juni wird er Kulturscha­ffende zu einem Gespräch einladen. Er kritisiert die derzeitige „Gießkannen­politik und Klientelpo­litik“. Gefragt nach Beispielen für Klientelpo­litik nennt er die in vielen Einzelbetr­ägen ausgeschüt­tete Literaturf­örderung.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Sepp Schellhorn wird Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses im Parlament.
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