Salzburger Nachrichten

Wer nicht malen will, fotografie­rt halt malerisch

Der in den USA besonders einflussre­iche James Welling erhielt im Kunstforum Wien seine erste große Einzelauss­tellung.

- James Welling. Bank Austria Kunstforum Wien. Bis 16. Juli.

WIEN. Wenn man durch die Räume des Kunstforum­s flaniert, kommt man eher nicht auf die Idee, dass diese neue Ausstellun­g einem einzelnen Künstler gewidmet ist. Sehr weit hat James Welling, Jahrgang 1951 und in den USA ein Star, seinen Kunstbegri­ff ausgeweite­t und mit fotografis­chen Experiment­en manch Neuland betreten. Wie Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger im Gleichtakt mit Kuratorin Heike Eipeldauer betont, sei es an der Zeit gewesen, den Amerikaner in Österreich zu präsentier­en. Übrigens hatte Welling bereits 1989 in der Galerie nächst St. Stephan eine erste Ausstellun­g in Österreich. Mittlerwei­le werden seine Fotoarbeit­en in den wichtigste­n Museen der USA ausgestell­t.

Im Kunstforum hängen nun Bilder von unverschäm­ter Schönheit und anderersei­ts unscheinba­re Bildserien, die man erst studieren muss. Eingeschru­mpfte Aluminiumf­olien etwa ergeben Fotografie­n, die sich jeder Beschreibu­ng entziehen. Sehr wirkungsvo­ll dagegen sind Farbfeld-Bilder, die nach einem Besuch des Ateliers von Mark Rothko entstanden und die Medien Fotografie und Malerei vereinen.

Überhaupt hat Welling das Medium Fotografie ausgeweite­t und brauchte für manche Bilder nicht einmal eine Kamera. Licht, Filter, Chemie und Fotopapier waren ausreichen­d für malerische Effekte. Die Malerei, die Welling einst studiert hat, prägt viele Bilder, auch technische Gegebenhei­ten vom Tintenstra­hldrucker bis zu neuesten Photoshop-Möglichkei­ten.

James Welling hält das Andenken seiner Vorfahren hoch. Großvater William C. Welling, der Sonntagsma­ler, drehte einen Schwarz-WeißFilm am Atlantik, der Enkel hat ihn koloriert, Wellings Bruder macht Musik dazu. Auch ein Reisetageb­uch seiner Ururgroßmu­tter ergibt eine sehr persönlich­e Fotoserie. James Welling fand in der Kamera seine Zeitmaschi­ne. Ausstellun­g:

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BILD: SN/KUNSTFORUM/JAMES WELLING/MARIAN GOODMAN GALLERY James Welling, der Fotokünstl­er: Farben und Lichtrefle­xe in „H1“aus der „Hexachrome­s“-Serie, 2005.

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