Wer nicht malen will, fotografiert halt malerisch
Der in den USA besonders einflussreiche James Welling erhielt im Kunstforum Wien seine erste große Einzelausstellung.
WIEN. Wenn man durch die Räume des Kunstforums flaniert, kommt man eher nicht auf die Idee, dass diese neue Ausstellung einem einzelnen Künstler gewidmet ist. Sehr weit hat James Welling, Jahrgang 1951 und in den USA ein Star, seinen Kunstbegriff ausgeweitet und mit fotografischen Experimenten manch Neuland betreten. Wie Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger im Gleichtakt mit Kuratorin Heike Eipeldauer betont, sei es an der Zeit gewesen, den Amerikaner in Österreich zu präsentieren. Übrigens hatte Welling bereits 1989 in der Galerie nächst St. Stephan eine erste Ausstellung in Österreich. Mittlerweile werden seine Fotoarbeiten in den wichtigsten Museen der USA ausgestellt.
Im Kunstforum hängen nun Bilder von unverschämter Schönheit und andererseits unscheinbare Bildserien, die man erst studieren muss. Eingeschrumpfte Aluminiumfolien etwa ergeben Fotografien, die sich jeder Beschreibung entziehen. Sehr wirkungsvoll dagegen sind Farbfeld-Bilder, die nach einem Besuch des Ateliers von Mark Rothko entstanden und die Medien Fotografie und Malerei vereinen.
Überhaupt hat Welling das Medium Fotografie ausgeweitet und brauchte für manche Bilder nicht einmal eine Kamera. Licht, Filter, Chemie und Fotopapier waren ausreichend für malerische Effekte. Die Malerei, die Welling einst studiert hat, prägt viele Bilder, auch technische Gegebenheiten vom Tintenstrahldrucker bis zu neuesten Photoshop-Möglichkeiten.
James Welling hält das Andenken seiner Vorfahren hoch. Großvater William C. Welling, der Sonntagsmaler, drehte einen Schwarz-WeißFilm am Atlantik, der Enkel hat ihn koloriert, Wellings Bruder macht Musik dazu. Auch ein Reisetagebuch seiner Ururgroßmutter ergibt eine sehr persönliche Fotoserie. James Welling fand in der Kamera seine Zeitmaschine. Ausstellung: