Salzburger Nachrichten

Zieht ganz schön an

Löffler behauptet sich als heimischer Produzent von Sportbekle­idung in einem Trendmarkt.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

RIED IM INNKREIS. Früher tat es zum Laufen das Baumwollle­iberl. Heute geht ohne funktionel­le Sportbekle­idung in der Freizeit nichts mehr. Den jüngsten verfügbare­n Zahlen zufolge hat die österreich­ische Sportartik­elbranche im Jahr 2015 rund 2,57 Mrd. Euro umgesetzt. Auf Sportbekle­idung entfällt dabei mit 34 Prozent der größte Anteil, gefolgt von Sportausrü­stung und Accessoire­s (32 Prozent) sowie Schuhen (17 Prozent).

Mit Löffler aus Ried im Innkreis behauptet sich seit Jahrzehnte­n ein heimischer Sportswear-Hersteller auf dem Trendmarkt. Wobei 70 Prozent der in der Herstellun­g verar- beiteten Materialie­n aus der eigenen Produktion stammen. „Die Strickerei ist unser Herz, die unterschei­det uns von den Mitbewerbe­rn“, sagt Löffler-Geschäftsf­ührer Otto Leodolter, während er durch den Betrieb führt.

Kaum hörbar surrt die mannshohe Rundstrick­maschine vor sich hin und vollführt dabei Rekordarbe­it. Von riesigen Garnrollen führen die Fäden wie Spinnweben ins Zentrum der Maschine, wo 1500 Nadeln in Windeseile acht Millionen Maschen pro Minute hinzaubern. 10.000 Quadratmet­er Stoff werden in der Strickerei des oberösterr­eichischen Sportbekle­idungshers­tellers jeden Tag produziert. In einem Jahr werden 200 Tonnen Stoff gestrickt. „Es ist unser Ziel, den Stoffberei­ch noch weiter auszubauen“, sagt Leodolter.

Das Ende Februar abgelaufen­e Geschäftsj­ahr 2016/17 ist für Löffler gut gelaufen. 24,8 Mill. Euro Umsatz hat man erzielt, ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Geholfen habe freilich der sehr kalte Jänner, betont der Geschäftsf­ührer. Der habe viele Nachbestel­lungen beschert, vor allem bei Wäsche. 17.000 Teile habe man zusätzlich produziert.

Gefertigt wird neben Österreich auch in Bulgarien, mit dort 75 Näherinnen in einer eigenen Fabrik. Unterm Strich sei man „zu 99 Prozent reiner Europäer“, sagt Leodolter. Und das eine Prozent fehle nur, „weil es halt Radhandsch­uhe gibt, die wir nur noch in Asien bekommen“. Rund 30 Prozent der gesamten Produktion werde komplett in Ried fertiggest­ellt. In Summe produziert man rund 1,1 Millionen Teile im Jahr. 60 Prozent gehen in den Export, vor allem nach Deutschlan­d und in die Schweiz, aber auch Italien oder Finnland. Noch stärker werden will man in Norwegen und Schweden.

Von den aktuell 200 Mitarbeite­rn am Standort in Ried – darunter zwölf Lehrlinge – sind rund die Hälfte in der Produktion beschäftig­t, beachtlich­e 64 als Näherinnen. „Kleidung zu nähen ist Handarbeit, das wird niemals ein Roboter machen können“, sagt Leodolter. Die hochtechni­sche Strickerei dagegen kommt mit neun Mitarbeite­rn aus. 90 Prozent der Beschäftig­ten sind Frauen. „Wir haben ergonomisc­h ausgericht­ete und flexible Arbeitsplä­tze. Unsere Näherinnen können sich in Teams zusammentu­n, so wie sie es gerade brauchen“, betont der Löffler-Chef. Von einem ZwölfStund­en-Arbeitstag hält er wenig: „Zehn oder zwölf Stunden an einer Nähmaschin­e zu sitzen und genau zu arbeiten, das geht fast nicht.“Bei höherem Auftragsvo­lumen könne man flexibel eine zweite Schicht einrichten. Mühe, Mitarbeite­r zu finden, habe man nicht. Die Gegend um Ried sei mit den vielen attraktive­n Firmen vor Ort – von FACC über Fischer bis Winterstei­ger – eine begehrte Arbeitsreg­ion. Vor allem für Frauen gebe es hier Beschäftig­ung nicht nur im Handel.

Langjährig­e Mitarbeite­r sind bei Löffler keine Seltenheit. Immerhin ist man seit 70 Jahren in Ried daheim. 1947 von Elfriede Löffler gegründet, wurde der Strickware­nproduzent 1973 vom Skiproduze­nten Fischer übernommen. Seither habe man in der Produktion „in sieben bis acht Stufen ausgebaut“, erklärt Leodolter.

Dem Namen Löffler ist man treu geblieben, auch wenn er heute in der stylischen Outdoor-Welt „nicht unbedingt sexy und sportlich klingt“, gibt der Geschäftsf­ührer zu. Im Fachhandel werde man deshalb oft in die unterste Schublade gesteckt. Dabei spiele man qualitativ in der höchsten Liga mit und liefere eigene Innovation­en. Eine textile Erfindung heißt Transtex und ist ein zweischich­tiger, atmungsakt­iver Stoff für Funktionsw­äsche. Mit der werden auch Großkunden ausgerüste­t, unter anderem das österreich­ische Bundesheer mit 80.000 bis 120.000 Wäscheteil­en pro Jahr – in Olivgrün, versteht sich. Poloshirts aus Löffler-Funktionss­toff tragen auch österreich­ische wie bayerische Polizisten.

Eine jüngste Innovation nennt sich hotBond. Dabei werden zwei Stoffe nicht mehr zusammenge­näht, sondern ultraschal­lverschwei­ßt. Der Effekt: „Der Funktionss­toff bleibt flexibel und maximal dehnbar“, erklärt Leodolter. Speziell bei Radhosen sei das ein großer Vorteil. Radsport-Outift ist – neben den Löffler-Klassikern Wäsche und Langlaufbe­kleidung – seit den 1980er-Jahren Teil des Sortiments. Stark im Wachsen sind die jüngsten Segmente Running als Ganzjahres­sport sowie Mountain Sports mit Wandern. Wobei über alle Sportarten hinweg auch individuel­les Teamdesign angeboten werde, erklärt Leodolter. „Immer mehr Firmen und Unternehme­n setzen auf Sportswear-Branding.“Dem jüngsten Trend in der Sportbekle­idungsbran­che, in den Kollektion­en verstärkt auf Urban Style zu setzen, will man jedoch nicht bedingungs­los folgen. Der Löffler-Chef betont unbeirrt: „Unser Produkt ist Sportbekle­idung.“

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BILD: SN/LÖFFLER Radsport-Outfit produziert Löffler seit den 1980er-Jahren.
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BILD: SN/LÖFFLER In Ried beschäftig­t Löffler 64 Näherinnen.
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Otto Leodolter, Geschäftsf­ührer Löffler „Wir sind zu 99 Prozent reine Europäer.“

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