„Ich habe gewusst, das wird mein großer Tag“
Von der glücklichen Fast-Verliererin zum „Gefühl der Überlegenheit“: Ausnahme-Karateka Alisa Buchinger kämpfte sich zu EM-Gold.
Eigentlich war Alisa Buchingers Goldtraum schon früh geplatzt, dann kämpfte sie sich bei der EM in Izmit (Türkei) zur einzigen Karateka, die regierende Welt- und Europameisterin ist. Salzburgs Sportlerin des Jahres im SN-Interview über ihre Achterbahnfahrt der Gefühle zum Gold-Coup und die weiteren Ziele Richtung Olympia. SN: Alisa Buchinger: Wir haben angestoßen und mit dem ganzen Team gefeiert. Richtig glauben kann ich es aber immer noch nicht. SN:
Sie standen ja in der ersten Runde bis eine Sekunde vor Kampfende als Verliererin da.
Ich bin mit hängendem Kopf auf der Matte gestanden und plötzlich wurde meine Gegnerin disqualifiziert, weil sie zu früh von der Matte ging. Da war sicher viel Glück dabei, aber auch das gehört dazu. Das war eine ganz neue Erfahrung. Meistens gewinne ich meine Kämpfe ja ziemlich souverän. SN: Vor allem dank meines Trainers Manfred Eppenschwandtner und meiner Kollegen. Sie haben mich wachgerüttelt, haben gesagt: ,Reiß dich jetzt zusammen.‘ Bis dahin war das nicht ich, die da gekämpft hat. Dann habe ich den zweiten Kampf taktisch gewonnen und ab dem dritten Kampf war ich voll da. SN: Ich habe gewusst, das wird mein Tag. Ich bin auf die Matte gegangen und hatte dieses Gefühl der Überlegenheit, das ich am Donnerstag noch völlig vermisst hatte. Ich wollte alles zerreißen und es ist dann auch alles aufgegangen. SN: In diesem Augenblick könntest du natürlich die Welt umarmen. Wie in Linz waren gleich mein Trainer, das gesamte Team und meine beste Freundin (Teamkollegin Nina Vorderleitner, Anm.) da. Der Turnierverlauf war zwar unterschiedlich, die Emotionen waren aber schon sehr ähnlich wie in Linz. SN: Nein, fast gar nicht. Es gibt kein Preisgeld. Vom Österreichischen Karatebund gibt es eine kleine Prämie und von Red Bull am Jahresende für herausragende Leistungen. Generell bin ich sehr froh über meine Sponsoren, ohne die ich meinen Sport nicht professionell ausüben könnte. SN: Ja. Da Klassen zusammengelegt werden, muss ich mich entscheiden, in welcher Klasse ich in Tokio starte. Ab Herbst versuche ich mich bei den 61ern. Wenn das nicht funktioniert, werde ich mich wieder mit den schwereren Mädls messen. SN: Natürlich geht es auch im Training hart zur Sache, aber in unserem Sport geht es mehr um Schnelligkeit und Technik und nicht darum, dass wir uns niederprügeln (lacht). Und ja, es ist schon ein Vorteil, wenn ich mit den Jungs trainieren und von ihnen auch profitieren kann.