Salzburger Nachrichten

Die Betriebe werben um Lehrlinge

In Salzburg herrscht ein Mangel an Lehrlingen. Um die Jugendlich­en für sich zu gewinnen, lassen sich die Firmen inzwischen einiges einfallen.

- ANTON KAINDL

Seit 178 Jahren gibt es die Dachdecker­ei, Spenglerei und Glaserei Untergansc­hnigg in Zell am See. „Lehrlingsm­angel war da nie ein Thema“, sagt Seniorchef Fritz Untergansc­hnigg. „Das hat sich in den letzten drei, vier Jahren geändert.“

Früher sei der Vater mit dem Sohn in die Firma gekommen und habe gefragt, ob der Bub lernen dürfe, sagt Untergansc­hnigg. „Wenn das Zeugnis halbwegs und das Auftreten gut gepasst hat, haben wir ihn genommen.“Aber inzwischen würde man vergeblich auf Bewerbunge­n warten. „Ich denke, die Kinder wachsen heute in einer technische­n Welt auf, wo das Handwerkli­che keine Rolle mehr spielt“, spekuliert der Unternehme­r über die Ursache. „Sie haben meist gar keine Vorstellun­g, was wir eigentlich machen.“ Deshalb müsse man selbst aktiv werden. Und sich nur in den Schulen zu präsentier­en reiche nicht.

Untergansc­hnigg lädt deshalb ganze Schulklass­en einen halben Tag in den Betrieb ein. Den Anfang machten vergangene Woche 18 Viertklass­ler aus Zell am See und Maishofen. An vier Stationen probierten sie unter der Anleitung von Facharbeit­ern Arbeiten aus, machten ein eigenes Werkstück, fragten Lehrlinge und Gesellen nach ihren Erfahrunge­n. „Als Abschluss gab es natürlich eine kräftige Jause. Das braucht man bei der Arbeit“, sagt Untergansc­hnigg, der optimistis­ch ist, so seine Lehrlinge zu finden. Als Zuckerl stellt er bald auch sechs günstige Wohnungen für seine jungen Mitarbeite­r zur Verfügung.

Besonders schwierig sind Lehrlinge in der Gastronomi­e zu finden. Die Imlauer Hotels & Restaurant­s sind der größte Lehrlingsa­usbildner in dieser Branche in Salzburg. „Derzeit haben wir 36 Lehrlinge“, sagt Eigentümer Georg Imlauer. Um die zu finden, musste auch er sich etwas einfallen lassen. Bei Imlauer gibt es ein Lehrlingsp­rogramm. Die Jugendlich­en bekommen zwei Zusatzausb­ildungen pro Jahr bezahlt und, falls sie die Lehre mit Matura machen, einen bezahlten freien Tag pro Woche zusätzlich. Wer das vom Betrieb definierte Wissen erwirbt, bekommt bis zu 15 Prozent mehr Gehalt. „Wir haben damit gute Erfahrunge­n gemacht“, sagt Imlauer. „Für die Lehrlinge ist das ein großer Ansporn. Dennoch ist es schwierige­r geworden, welche zu finden. Das Image der Lehre hat gelitten. Dabei sollten wir in Österreich, das das beste Ausbildung­ssystem der Welt hat, stolz auf unsere Handwerker sein.“Der Spruch von der Karriere mit Lehre sei keine leere Hülse. Imlauer selbst ist dafür das beste Beispiel. Der Saalfeldne­r Bauernsohn machte im Hotel Hindenburg eine Lehre als Koch und Kellner. Heute besitzt er ein Hotelimper­ium mit 250 Mitarbeite­rn.

Spar zahlt guten Lehrlingen ebenso mehr Gehalt und bei anhaltende­m Erfolg auch den BFührersch­ein. Das sind nur drei Beispiele. Rudolf Eidenhamme­r,

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Fritz Untergansc­hnigg, Spengler „Es ist schwierig geworden, Lehrlinge zu finden.“

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