Flagge zeigen statt raunzen
Für die EU aufstehen, weil wir sie brauchen – diese Idee brachte am Sonntag Hunderte Salzburger in der Altstadt zusammen. Von nun an soll „Pulse of Europe“ein Mal im Monat stattfinden.
Es war, in gewissem Sinn, eine erfrischend unösterreichische Veranstaltung. Erfrischend schon allein wegen des spätherbstlichen Wetters am Sonntagnachmittag. Und unösterreichisch, weil rund 200 Menschen auf dem Alten Markt zusammenkamen, weil sie für, und nicht gegen etwas sind.
„Pulse of Europe“heißt die Kundgebungsserie, die derzeit in Dutzenden Städten Europas ihre Anhänger findet. So auch in Salzburg, wo man sich dazu bekannte, für ein europäisches Einigungsprojekt auf die Straße zu gehen, anstatt die EU nur „kaputtzuraunzen“, wie ein Teilnehmer bemerkte. Die „Positivdemo“soll ab nun jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 15 Uhr an selbiger Stelle wiederholt werden.
„Man soll nicht daheim sitzen und immer nur die schlechten Nachrichten konsumieren“, sprach Mitinitiator Rüdiger Horstmann zum Publikum. „Man soll endlich anfangen und etwas tun. So werden wir vom Objekt der Politik zum Subjekt der Politik.“Wobei: Bei „Pulse of Europe“seien durchaus auch Kritiker willkommen – solche, die konstruktive Vorschläge hätten, wie man Europa besser machen könne. „Von diesen Menschen können wir viel lernen.“
Einer, der dem lauscht, ist Egon Plätzer. Der Unternehmer im Ruhestand war als Spediteur übrigens keinesfalls ein Gewinner der europäischen Integration – der Wegfall des Verzollungsgeschäfts im Binnenmarkt traf die Branche hart. „Und trotzdem bin ich ein überzeugter Europäer. Die EU ist aus meiner Sicht ein Erfolgsprojekt, das Wichtigste, das für Frieden und Freiheit seit Langer Zeit getan wurde.“Hinzu komme: Österreich habe viel zu geringes Gewicht, als dass seine Stimme auf der Weltbühne zur Geltung kommen könne. „Dieses gewichtige Wort kann nur von der EU als Ganzem kommen. Und deshalb muss man da jetzt etwas tun und deshalb sind wir da.“
Zu einer ganz anderen Generation gehört Lisa Winter – sie studiert Pädagogik in Salzburg. „Mir gefällt an dieser Veranstaltung, dass sie nicht von einer politischen Partei ausgeht“, sagt sie. Ihr Motiv, dem Nieselregen zu trotzen: „Mir geht es um die fundamentalen europäischen Werte. Vor allem die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Aber auch darum, dass bei uns jeder willkommen ist und kein Mensch illegal sein kann.“
Mehr EU, weniger Nationalstaat – darin ist sich die Studentin etwa mit Sirikit Reuchlin einig, die neben ihr in der Menge steht: „Ich bin nach dem Weltkrieg geboren, und dass jetzt in Europa Frieden herrscht, das will ich für die nächste Generation erhalten“, sagt diese.
Auch eine Salzburgerin, die tatsächlich am europäischen Getriebe schraubt, hat sich unter die Teilnehmer gemischt: EU-Mandatarin Claudia Schmidt (ÖVP). Ihre Vorstellung von der idealen EU: „So viel Nationalstaat wie möglich, so viel EU wie nötig.“Die EU, findet sie, solle vor allem „das Wichtige“gemeinsam machen – so etwa den Schutz der Außengrenzen.
Ein bekanntes Gesicht ist auch jenes von Wolfgang Anzengru-
„Kritiker sind uns willkommen – von ihnen können wir viel lernen.“