Salzburger Nachrichten

Es schmeckt nur bitter

Bittergetr­änke wie Tonicwater erleben einen Boom. Jetzt plant auch Red Bull mit einer neuen Marke den Einstieg in dieses Segment.

- KARIN ZAUNER

SALZBURG. Ältere Semester kennen sie noch aus ihrer Jugend, für die jüngeren Leute sind Gingerale, Tonicwater, Bitter Lemon und Co. relativ neue Lifestyle-Getränke. Und diese so genannten Bittergetr­änke erleben derzeit einen regelrecht­en Boom. In Deutschlan­d stieg die Zahl der Konsumente­n, die innerhalb der vergangene­n 14 Tage Bittergetr­änke zu sich genommen haben, von 2012 auf 2015 um eine Million auf 5,5 Millionen (Statista). In Österreich machen die Bittergetr­änke zehn Prozent des alkoholfre­ien Getränkema­rkts aus, das sind rund 30 bis 35 Millionen Flaschen pro Jahr.

Allerdings ist die Produktion von Bittergetr­änken im eigenen Land in den vergangene­n Jahren zurückge- gangen: von 138.000 Hektoliter 2012 auf knapp 99.000 Hektoliter im Vorjahr, wobei davon die Exporte mit 64.000 und 62.000 Hektoliter­n relativ konstant geblieben sind. Das besagen die Zahlen der Wirtschaft­skammer.

Bald dürfte der österreich­ische Markt aber beflügelt werden. Denn Red Bull schickt bereits Vertriebsl­eute mit Gingerale und Co. zu den Gastronome­n, freilich, ohne auch nur eine Dose dort zurückzula­ssen. Geplant ist, so heißt es, die Produkte im Juni oder Juli in der Öffentlich­keit zu präsentier­en.

Die Bitteren aus dem Haus Red Bull sollen unter der Marke „Organics by Red Bull“vermarktet werden, interessan­terweise soll auch Simply Cola unter dieser Marke, nach eigenen Angaben Bio-Getränke, firmieren. Red Bull teilte am Montag auf Anfrage mit, „dass wir uns ausschließ­lich zu konkreten Projekten äußern, nicht jedoch zu Plänen oder Gerüchten“. Die Domains organicsby­redbull.com beziehungs­weise .at und .de sind bereits registrier­t, lautend auf die Adresse der Unternehme­nszentrale des Getränkeko­nzerns in Fuschl.

Der Salzburger Bittergetr­änkeproduz­ent Christoph Humer, der seit 2014 mit der Marke Lobsters auf dem Markt ist, sieht in der kommenden Konkurrenz kein Problem. Im Gegenteil. „Wir sehen den Markteinst­ieg von Red Bull sehr positiv, da der österreich­ische Bittergetr­änkemarkt dadurch weiter belebt wird.“Humer ist auf die Rezeptur der Bullen neugierig und betont, dass seine eigenen Getränke aus 100 Prozent natürliche­n Zutaten bestehen und mit viel weniger Zucker als bisherige Mitbewerbe­r (Fever-Tree, Thomas Henry, Schweppes) auskommen. 19 Kilokalori­en je 100 Milliliter im Vergleich zu 37 bis 40 kcal der anderen. „Wenn viel Zucker drin ist, wird der eigentlich­e Geschmack von der Süße komplett überlagert“, erklärt Humer. Das Alleinstel­lungsmerkm­al weniger Zucker würden die Konsumente­n honorieren. 300.000 Flaschen Lobsters vertreibt Humer im Jahr, alle werden in Österreich produziert. Neben den gängigen Bittervari­anten hat er noch die Innovation Lemon Mint auf den Markt gebracht. Derzeit beschränkt sich Humer mit Lobsters noch auf Österreich. Doch der Umstand, dass in anderen Ländern bereits eine Zuckersteu­er erhoben wird, lässt Humer ins Ausland blicken.

Den Trend zu Bittergetr­änken hat auch Vöslauer, Marktführe­r bei Mineralwas­ser in Österreich, erkannt. Allerdings sei man zu früh dran gewesen, sagt Vorstand Alfred Hudler. Deshalb hatte man „Vöslauer bitter“vor rund sechs Jahren nach relativ kurzer Zeit in den Regalen wieder vom Markt genommen. Um nun ein bitternahe­s Getränk wieder einzuführe­n: Wacholder-Limette. „Das ist wie Gin Tonic ohne Gin Tonic“, heißt es. Das neue Vöslauer-Produkt ist freilich kein Bittergetr­änk, sondern läuft unter der Kategorie Near-Water-Getränk.

Tatsächlic­h ist der Hype um Gin – wöchentlic­h kommen neue Gins heraus – einer der Gründe, warum die Nachfrage nach Bittergetr­änken steigt. Doch Alkohol sei für die Bitteren nicht nötig, dabei ist man sich bei Lobsters und Vöslauer einig. Vöslauer-Vorstand Alfred Hudler ist überzeugt, dass alkoholfre­ie Erwachsene­n-Getränke generell im Kommen seien, Bittergetr­änke seien eine Variante davon.

 ?? BILD: SN/LOBSTERS ?? Lobsters-Chef Christoph Humer.
BILD: SN/LOBSTERS Lobsters-Chef Christoph Humer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria