Red Bull stellt die Weichen für die Königsklasse
Dietrich Mateschitz betont, dass alles geregelt sei, Salzburg und auch RB Leipzig an der Champions League teilnehmen würden. Und: Der Red-Bull-Boss erklärt, was für ihn in der Saison am schönsten war.
Im Juli steigt Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg in die Qualifikation zur Champions League ein. Das ist hundertprozentig sicher. Deutschlands Vizemeister RB Leipzig hat sich auf sportlichem Weg sensationell sogar für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Ob die Leipziger, die wie der Schwesterclub aus Salzburg auch vom Getränkekonzern von Dietrich Mateschitz („Das Schönste ist diese Saison die Leistung der U19 gewesen, die unsere Nachwuchsarbeit mit Akademie und Liefering eindrucksvoll bestätigt. Die Richtung stimmt.“) mit vielen Millionen unterstützt werden, aber auch zusammen mit dem österreichischen Titelträger in der Königsklasse antreten dürfen, das ist noch nicht fixiert. Auf die Frage der „Salzburger Nachrichten“, ob man fürchte, dass der europäische Fußballverband (UEFA) zwei Champions-League-Plätze der BullenTeams verhindern kann, betonte Red-Bull-Besitzer Mateschitz ganz klar: „Nein. Es ist alles geregelt.“
Wegen der früheren personellen und organisatorischen Verflechtungen zwischen RB Leipzig und dem Partnerclub in Salzburg, wo Red Bull nur mehr als Sponsor auftritt, muss die Europäische Fußball-Union erst über deren Spielberechtigung für die Champions League entscheiden. Sämtliche Kriterien sollen für alle Clubs erst geprüft werden, „sobald wir im Besitz der Anmelde- und sonstigen Unterlagen von den Nationalverbänden und Clubs sind“, teilte die UEFA auf Anfrage mit. Diese Informationen erhalte die UEFA aber erst nach Saisonabschluss beider Ligen im Juni.
Gemäß den UEFA-Regularien darf „keine natürliche oder juristische Person“Einfluss auf mehr als einen an einem UEFA-Clubwettbewerb teilnehmenden Verein haben. Die generelle Prüfung der Kriterien beziehe sich auch auf die „Eigentümerschaft“, hieß es von der UEFA. Sollte nur ein Bullen-Club die Teilnahmeberechtigung an der Königsklasse des europäischen Fußballs erhalten, dann wäre das Red Bull Salzburg. Weil die Truppe von Trainer Óscar García als Meister die bessere Platzierung in der Liga aufweist. Sollten die Bullen auf eine Teilnahme verzichten, würden sie die Lizenz für die heimische Liga verlieren. RB Leipzig würde von einem Verzicht Salzburgs auch nicht profitieren. Der Tabellenzweite der heimischen Liga, aktuell Austria Wien, würde nachrücken. Aber dieses Szenario ist unwahrscheinlich.
Formaljuristisch wurde in den vergangenen zwei Jahren nach Einschätzung aller Verantwortlichen nämlich alles dafür getan, um die Vereine zu entflechten. Dazu gehört, dass Ralf Rangnick seit 2015 als Sportdirektor nicht mehr für Salzburg und Leipzig, sondern nur noch für die Deutschen zuständig ist. Dazu gehört, dass Oliver Mintzlaff sein globales Amt als „Head of Football“abgegeben hat und nur Geschäftsführer in Leipzig ist. Der Fußballclub Red Bull Salzburg wurde auch von der offiziellen Homepage redbulls.com gestrichen. Dort scheinen nur noch RB Leipzig, die Eishockeyclubs aus Salzburg und München, das Soccerteam aus New York und Red Bull Brasil auf.
Trotzdem gibt es noch immer viele, die Zweifel haben, dass beide Clubs tatsächlich getrennte Wege gehen und Red Bull Salzburg in der Praxis nicht doch dem Einfluss des Namensgebers unterliegt. Die UEFA wird sich bei ihrer Beurteilung allerdings nicht an Vermutungen, sondern an Regeln und Formalien halten müssen, um sich nicht selbst juristisch angreifbar zu machen. Sie wird unter diesem Gesichtspunkt prüfen müssen, ob die zwischen den beiden Vereinen geschlossene Kooperationsvereinbarung mit den Lizenzstatuten vereinbar ist.
Obwohl man sowohl in Salzburg als auch in Leipzig sicher ist, dass alle UEFA-Kriterien für die Teilnahme beider Clubs an der Königsklasse erfüllt werden, gibt es doch Aussagen, die Zweifel daran lassen. So sagte Leipzig-Sportchef Ralf Rangnick vor einer Woche: „Wir machen uns keine Sorgen und außerdem arbeiten zahlreiche Anwälte daran.“Wenn er sich keine Sorgen macht, warum müssen sich dann Anwälte mit dem Fall beschäftigen?
Warum wird überraschend für heute, Dienstag, von Red Bull Salzburg eine außerordentliche Generalversammlung einberufen? In der wird der langjährige Vorstandsvorsitzende Rudolf Theierl, der bei Red Bull als Prokurist arbeitet und Geschäftsführer einiger Tochterfirmen ist, seinen Rücktritt bekannt geben. Bis 2014 saß Theierl auch im Vorstand von RB Leipzig. Die UEFA könnte sich so ihre Gedanken machen, Theierls plötzlicher Rückzug auch ein Indiz dafür sein, dass bei Red Bull doch noch etwas gezittert wird. Zumindest bis Juni, wenn die UEFA die Red-Bull-Zulassung prüft.