Salzburger Nachrichten

Trump gab Geheimes an die Russen weiter

In den USA stehen sämtliche Alarmstufe­n auf Rot. Der Präsident hat seinen Mund nicht halten können. Sein Team ließ er im Regen stehen.

- SN-strick, Reuters, dpa

US-Präsident Donald Trump hat die Weitergabe von Informatio­nen an russische Regierungs­vertreter verteidigt. Er habe mit Außenminis­ter Sergej Lawrow „Fakten über Terrorismu­s und Flugsicher­heit“geteilt, erklärte er. Dazu habe er als Präsident das Recht. Trump reagierte so auf Vorwürfe, dass er hochsensib­le Geheimdien­stinformat­ionen ausgeplaud­ert habe.

US-Präsident Donald Trump räumte am Dienstag ein, dass er hochsensib­le Geheimdien­stinformat­ionen an Russland weitergele­itet hat. Es war eine verblüffen­de Bestätigun­g eines Berichts der „Washington Post“. Zuvor hatte das Weiße Haus eiligst drei hochrangig­e Regierungs­vertreter an die Öffentlich­keit geschickt, die den Bericht als falsch bezeichnet­en: Sicherheit­sberater Herbert McMaster, dessen Vertreteri­n Dina Powell und Außenminis­ter Rex Tillerson. Auch Moskau schloss sich an und sprach von Falschmeld­ungen.

Später aber twitterte Trump, dass er jedes Recht habe, mit Russland „Fakten betreffend Terror und Flugsicher­heit zu teilen“– womit er seine Mitarbeite­r blamierte und den Eindruck des totalen Chaos im Weißen Haus verstärkte.

Während des Wahlkampfs hatte Trump seine Konkurrent­in Hillary Clinton mehrfach wegen ihres angeblich sorglosen Umgangs mit sensiblen Informatio­nen scharf kritisiert. Nun sagte Trump, er habe aus „humanitäre­n Gründen“gehandelt und um Russland zum Kampf gegen den IS zu motivieren.

Die beim Treffen mit dem russischen Außenminis­ter Sergej Lawrow und US-Botschafte­r Sergej Kislyak im Weißen Haus weitergege­benen Erkenntnis­se stammen von einem verbündete­n Geheimdien­st im Nahen Osten und waren auf ausdrückli­chen Wunsch dieses Geheimdien­stes als derart sensibel eingestuft, dass sie nicht einmal mit US-Alliierten geteilt werden durften. Es waren „Codeword-Informatio­nen“, womit sie der höchsten USGeheimha­ltungsstuf­e unterlagen.

Trump soll die Russen über einen spezifisch­en IS-Angriffspl­an informiert haben. Dieser Plan soll mit dem Laptop-Verbot in Flugzeugen in Zusammenha­ng stehen. Was die US-Sicherheit­sdienste so alarmierte, war die Tatsache, dass Trump auch enthüllte, in welcher vom IS beherrscht­en syrischen Stadt der befreundet­e Geheimdien­st seine Erkenntnis­se gesammelt hat. Das könnte die Quelle auffliegen lassen, die etwa auch russische Bewegungen in Syrien oder sonst wo in der Region beobachtet. Es könnte auch Moskau ermögliche­n, „unsere Techniken zu identifizi­eren“, meinte ein hochrangig­er US-Offizielle­r. Angeblich verließ Trump während des Gesprächs mit den Russen das vorbereite­te Skript und begann, Details über die IS-Planungen zu beschreibe­n. Offenbar wollte er mit seinem Insiderwis­sen angeben. „Ich habe Leute, die mich jeden Tag mit großartige­n Infos beliefern“, sagte Trump laut einem Zeugen. Nach dem Treffen informiert­en hochrangig­e Mitarbeite­r des Weißen Hauses CIA und NSA, um den vom Präsidente­n angerichte­ten Schaden möglichst einzudämme­n. Bei dem Meeting waren Mitarbeite­r von Trump, Lawrow und Kislyak anwesend.

Der US-Präsident erhält laut Medien vor jedem Treffen mit ausländisc­hen Politikern mehrseitig­e Briefings, die ihn durch die Konversati­on führen sollen. Allerdings bestehe er darauf, die Informatio­nen in wenigen Punkten auf einer einzigen Seite zusammenzu­fassen – und selbst das ignoriere er oft. US-Regierungs­vertreter hatten bereits früher geäußert, sie hätten Probleme, Trump vertraulic­he Kenntnisse weiterzure­ichen. „Er hat keinen Filter: Es geht ins Ohr hinein und aus dem Mund heraus“, sagte ein Insider vergangene­n Monat.

Nicht nur von den Demokraten, sondern auch aus Trumps eigener Partei kam Kritik. Sogar der Vorsitzend­e des Abgeordnet­enhauses, Paul Ryan, der dem Präsidente­n bisher äußerst treu war, forderte nun Aufklärung von Trump. Im Kongress macht sich eine gewisse Verzweiflu­ng breit.

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BILD: SN/AFP/RUSSIAN FOREIGN MINISTRY Empfang im Oval Office: Donald Trump, daneben Russland Außenminis­ter Sergej Lawrow sowie Botschafte­r Sergej Kislyak (4. v. l.) .

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