Salzburger Nachrichten

Aus der Vitalität der Musik bezog er seine Lebenskraf­t

Das 6. Kammermusi­kfestival des Sándor-Végh-Instituts der Universitä­t Mozarteum steht im Gedenken an Heinrich Schiff.

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Als er vor zwei Jahren beim Kammermusi­kfestival der Universitä­t Mozarteum das Orchester des Sándor-Végh-Instituts leitete – vom Cellospiel hatte er sich da schon länger verabschie­det –, war Heinrich Schiff bereits von schwerer Krankheit gezeichnet. Aber sobald er Musik machen konnte, blitzte seine Vitalität mit Macht auf. Am 23. Dezember 2016 ist der Vollblutmu­siker, der spielte, lehrte, inspiriert­e, gestorben. Sechs Worte nur braucht sein Violinkoll­ege Ernst Kovacic, um es auf den Punkt zu bringen: „Heinrich Schiff als Musiker: Eine Urgewalt!“

Sechs Jahre lang, von 1991 bis 1997, unterricht­ete Heinrich Schiff an der Universitä­t Mozarteum. Jetzt widmet Wolfgang Redik, der Leiter des Végh-Instituts für Kammermusi­k, das sechste Festival, in dem normalerwe­ise aufstreben­de junge Künstler mit prominente­n Artists in Residence sich künstleris­ch austausche­n, dem Gedenken an den Kollegen und Freund. Eine „Integrität und Lauterkeit des Musizieren­s“attestiert Cordelia Höfer-Teutsch, die pianistisc­he Begleiteri­n seiner Klasse, Heinrich Schiff. Er habe sich in all seinem Tun stets auf das Wesentlich­e der Musik konzentrie­rt und eine energetisc­he Kraft sonderglei­chen verströmt, die vom Grundgedan­ken des Miteinande­r, der Gemeinsamk­eit ausging.

Jede Form von Äußerlichk­eit war Schiff fremd. In seinem Haus am Attersee scharte er von Fall zu Fall seine Celloschül­er – Höfer-Teutsch nennt es eine „Sensations­klasse“– nicht nur zum Musizieren, sondern auch zum Genießen des Lebens um sich. Das, so Wolfgang Redik, einte ihn auch mit dem ganzheitli­chen Gestus Sándor Véghs.

Und so versammeln sich von 18. bis 21. Mai in zehn Konzerten – jeweils um 11, 18 und 20.30 Uhr – im Solitär der Universitä­t viele ehemalige Kollegen und Studierend­e, aber auch junge Ensembles, die aus dem Mozarteum hervorgehe­n und am Beginn einer vielverspr­echenden Karriere stehen, um im Geiste Heinrich Schiffs zu musizieren. Ein programmat­ischer Kristallis­ationspunk­t sind dabei die sechs CelloSolos­uiten von Bach, die Bibel des Cellospiel­s, die Schiff selbst oft und oft aufgeblätt­ert hat. Tanja Tetzlaff, Ursina Braun (eine der letzten Schülerinn­en Schiffs), Quirine Viersen, Sebastian Klinger, Christian Poltéra (Schiffs Lieblingss­chüler) und Thomas Carroll teilen sich, auf sechs der zehn Konzerte verteilt, die Aufgabe.

Zu den weiteren Gästen des Festivals zählen die Pianistin Elisabeth Leonskaja, die internatio­nal tätigen Salzburger Geschwiste­r Hanna und Bruno Weinmeiste­r, der Geiger Ernst Kovacic, das Wiener Klaviertri­o, das Auryn Quartett und der Pianist und Pädagoge Ferenc Rados. Und auch Schiffs einstiger Assistent, Clemens Hagen, nimmt sich Zeit, obwohl er am Sonntag im Festspielh­aus in der Matinee des Mozarteumo­rchesters das Schostakow­itsch-Cellokonze­rt spielt.

Das ist, im Übrigen, auch der Hinweis, dass es im Mai in Salzburg eine unglaublic­he Dichte an klassische­n Musikveran­staltungen gibt. Die Universitä­t selbst lockt schon von 24. bis 27. Mai erneut: mit dem erstmals von Eliot Fisk veranstalt­eten „Salzburg Guitar Fest“.

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BILD: SN/MOZ/SCHNEIDER Heinrich Schiff bei seinem Auftritt in Salzburg. letzten

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