Kauft bei Juden, aber wo sind sie geblieben?
Kuratorin Astrid Peterle musste Pionierarbeit leisten, denn es ist fast nichts übrig geblieben aus der Zeit, als die mondänen Einkaufsmeilen Wiens von den Prachtfassaden der jüdischen Unternehmen geprägt wurden. Rund um den Stephansdom und in der Kärntner Straße entstand eine Geschäftskultur für noble Einkäufer, an der Mariahilfer Straße sind bis heute Gerngross und Herzmansky ein Begriff. Wobei Herzmansky ursprünglich keine jüdische Gründung war, sondern im falschen Moment dem Juden Max Delfiner gehörte. Gleich nach dem „Anschluss“1938 verloren die Nationalsozialisten keine Zeit, das Kaufhaus Herzmansky wurde „arisiert“und landete supergünstig im Besitz der Vorarlberger Rhomberg und Hämmerle, ehe es 1948 an Delfiner restituiert wurde. Anderen erging es sehr viel schlechter, es folgten Exil oder Ermordung.
Restitution? Nichts dergleichen. In Ottakring bot das Warenhaus Dichter bescheideneres Einkaufsvergnügen, und rund um den Rudolfsplatz und in der Judengasse breitete sich das Textilviertel, auch genannt „Schmattes-Viertel“, mit einer Unzahl kleiner Geschäfte aus. Heute ist dort das „BermudaDreieck“.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Entwicklungs-, Erfolgsund teils tragischen Familiengeschichten der Gründer und Besitzer mit herausragenden Beispielen wie Zwieback, Knize, Jungmann & Neffe oder Rothberger, dem Inbegriff des noblen Shoppings. Auch wird an Victor Gruen gedacht, geborener Wiener und im US-Exil Erfinder der Shoppingmall. Eine historisch bedeutende Schau mit teils berührenden Exponaten.