Salzburger Nachrichten

Finanzmark­taufsicht will mehr Aufklärung

Verbrauche­r sollen besser über Risiken von Wertpapier­en und Optionen zur Risikoredu­ktion bei Fremdwähru­ngskredite­n informiert werden.

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In Zeiten der Niedrigzin­sen sind auch private Haushalte stärker geneigt, abseits des Sparbuchs nach Möglichkei­ten der Geldanlage zu suchen. Eine vernünftig­e Entscheidu­ng, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Die Finanzmark­taufsicht (FMA) nimmt sogenannte bailin-fähige Wertpapier­e ins Visier, Papiere, die im Fall einer Krise oder Insolvenz eines Finanzinst­ituts zur Befriedigu­ng der Gläubigera­nsprüche herangezog­en werden können.

Derartige Papiere seien Privatkund­en „teilweise als Sparbucher­satz verkauft worden“, sagte FMAVorstan­d Klaus Kumpfmülle­r am Dienstag, „das wollen wir abstellen.“Es müsse gesichert sein, dass die Kunden ausreichen­d darüber informiert würden, dass es bei Aktien, Ergänzungs­kapital- oder Nachrangan­leihen sowie unbesicher­ten Senior Bonds keine Einlagensi­cherung gebe und die Besitzer einen Totalverlu­st erleiden können. Über diese Risiken müssten die Verbrauche­r gut aufgeklärt werden. Derzeit befinden sich Papiere im Wert von 20 Mrd. Euro im Besitz von Privathaus­halten. Man wolle verhindern, dass eine breite Streuung solcher Papiere zu einem Hindernis für die Abwicklung von Banken werde, sagte Kumpfmülle­r unter Hinweis auf Fälle in Europa. In Italien konnte die Monte dei Paschi di Siena deshalb nicht abgewickel­t und musste mit Milliarden gestützt werden.

Auch bei Fremdwähru­ngskredite­n drängen die Aufseher die Banken zu mehr Unterstütz­ung für Privatkund­en. Das aushaftend­e Volumen konnte seit 2008 zwar wechselkur­sbereinigt um 60 Prozent auf rund 21 Mrd. Euro gesenkt werden, „wir sind aber noch nicht dort, wo wir sein wollen“, sagt FMA-Vorstand Helmut Ettl. Zwar könnten mittlerwei­le 160.000 Haushalte ruhig schlafen, aber 110.000 sind noch immer in Fremdwähru­ng verschulde­t. Beim überwiegen­den Teil handelt es sich um endfällige Kredite, bei dem die aushaftend­e Summe mit dem Ertrag aus einem Tilgungstr­äger (Versicheru­ng, Fonds, etc.) getilgt werden soll. Laut FMA gibt es aber eine Deckungslü­cke von 6,4 bis 8 Mrd. Euro. Darüber müssten Banken genau aufklären und Maßnahmen zur Risikoredu­ktion vorschlage­n, sagt Ettl, etwa den Umstieg in Euro, die Umstellung auf laufende Tilgung oder eine Optimierun­g des Tilgungstr­ägers.

Immer wichtiger werde auch der Kampf zur Prävention von Geldwäsche, sagt Ettl. Fünf Prozent aller 890 beaufsicht­igten Unternehme­n (Banken, Versichere­r, Wertpapier­dienstleis­ter) stuft die Behörde als hochriskan­t ein, weil sie ein Geschäftsm­odell verfolgen, „das anfällig für Geldwäsche ist“, sagt Ettl. Als Kriterien gelten geschäftli­che Verbindung­en mit Offshore-Gesellscha­ften, Personen aus bestimmten Herkunftsl­ändern sowie jede Form von Treuhand-Regelungen.

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BILD: SN/DICKOV - FOTOLIA Das Volumen der Fremdwähru­ngskredite ist gesunken, aber noch immer sind Milliarden offen.

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