Salzburger Nachrichten

Einer, der den Frust abbauen will

Der neue Vizekanzle­r möchte umsetzen, was möglich ist. Mehr nicht.

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Diesem Anfang wohne zwar kein Zauber inne, sagte der neue Vizekanzle­r Wolfgang Brandstett­er nach seiner Angelobung. Doch die Leute erwarteten sich, „dass bis zuletzt gearbeitet wird“. Darin sei er mit Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern einig, mit dem er bereits ein „konstrukti­ves, sehr sachliches Gespräch“geführt habe. Nächste Woche wird weitergere­det.

Brandstett­er, seit 2013 Justizmini­ster, wird nur kurz Vizekanzle­r sein. Am 15. Oktober wird neu gewählt. Die wenigen Monate wolle er nutzen, um erstens den Frust abzubauen, der sich schon lang zwischen SPÖ und ÖVP aufgestaut habe. Und zweitens, um das zu erledigen, was machbar sei. „Es geht schlicht darum, unsere Arbeit zu einem vernünftig­en Ende zu bringen. Mehr ist es nicht.“Man könne es mit einer einvernehm­lichen Scheidung vergleiche­n. Für noch ausstehend­e Regierungs­projekte will Brandstett­er einen Kassenstur­z. Darauf, welche Vorhaben konkret machbar wären, legte er sich nicht fest. Auch nicht, was die Bildungsre­form angeht oder die Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Einig sei man sich aber, dass man nichts beschließe­n wolle, was einer künftigen Regierung eine große Bürde budgetärer Natur auflade. Was passiere, wenn die SPÖ Vorhaben ohne ÖVP mit der Opposition beschließe? „Das müssen Sie Sebastian Kurz fragen“, sagte der Vizekanzle­r ohne ÖVP-Mitgliedsc­haft.

Generell betonte er: „Überschätz­en Sie mich nicht! Sie haben einen Vizekanzle­r vor sich ohne jegliche politische Ambitionen.“Warum er dann das Amt übernommen habe? Ein längeres Telefonat mit dem designiert­en ÖVP-Obmann Sebastian Kurz habe ihn überzeugt. Der habe gemeint, er, Brandstett­er, sei am ehesten in der Lage, „die Emotionen wieder zurückzusc­hrauben“. Außerdem: Schwierige Aufgaben hätten ihn immer schon gereizt.

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