Salzburger Nachrichten

Die Parteien bekommen zu viel Geld

Eine Kürzung der Förderung würde den ständigen Neuwahlges­chichten ein Ende bereiten.

- DIE SUBSTANZ Johannes Huber WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

Die Verlängeru­ng der Legislatur­periode von vier auf fünf Jahre hat nicht zum gewünschte­n Erfolg geführt. Die Maßnahme, die 2007 beschlosse­n wurde, hätte dazu beitragen sollen, dass sich die Regierende­n länger aufs Arbeiten konzentrie­ren. Im vergangene­n April hat Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker jedoch festgestel­lt, dass nach wie vor zu wenig reformiert wird. Ausschlagg­ebend dafür seien „ständige Neuwahlspe­kulationen“. Wie wahr: 2008 kündigten SPÖ und ÖVP ihre Zusammenar­beit nach nur eineinhalb Jahren vorzeitig auf, jetzt taten sie es wieder. Diesmal unternahm Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) den entscheide­nden Vorstoß zwar erst nach dreieinhal­b Jahren und nachdem Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) schon im Jänner damit gedroht hatte; die Große Koalition sollte damit wieder keine volle Legislatur­periode halten.

Bemerkensw­ert ist, dass es dafür nicht einmal inhaltlich­e Gründe gibt, die ernst genommen werden könnten. Sowohl bei der Bildungsre­form als auch bei der Abschaffun­g der kalten Progressio­n hätte zum Beispiel nicht mehr viel gefehlt. Ein bisschen Einsatz, und beides wäre beschlussr­eif gewesen. Ausschlagg­ebend waren vielmehr persönlich­e Animosität­en sowie taktische Überlegung­en im Hinblick auf einen Wahlgang.

Zumal solche Dinge nun aber wirklich nicht länger den Gang der Republik bestimmen können, sollte dafür gesorgt werden, dass sie ein Ende haben. Krakers Vorschlag lautet, die Legislatur­periode auf vier Jahre zu verkürzen und vorzeitige Wahlen zu verbieten. Das wäre eine Möglichkei­t. Eine andere, von der auch die Steuerzahl­er profitiere­n würden, wäre, die Parteienfö­rderung zu halbieren.

Ja, man muss es in aller Deutlichke­it feststelle­n: Die Parteien, die im Nationalra­t vertreten sind, bekommen zu viel Geld. Im weltweiten Vergleich lagen sie damit schon immer im Spitzenfel­d. Ganz besonders aber tun sie das seit 2012. Damals wurde die Parteienfö­rderung auf knapp 30 Millionen Euro verdoppelt. Eine gesonderte Wahlkampfk­ostenrücke­rstattung wurde zwar abgeschaff­t; allein die Erhöhung der jährlichen Förderung entsprach aber ziemlich genau den 14 Millionen Euro, die sie alle paar Jahre ausgemacht hatte. Und nicht nur das: Auch eine automatisc­he Inflations­anpassung wurde eingeführt.

SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Neos und Team Stronach könnten sich nun praktisch laufend einen kostspieli­gen Wahlkampf leisten. Man muss fast schon dankbar sein, dass sie nicht ganz so weit gehen, diese Möglichkei­t auch in Anspruch zu nehmen. Die Verlockung aber, es bei erstbester Gelegenhei­t zu tun, ist eindeutig zu groß; dann etwa, wenn irgendwelc­he Umfragewer­te wieder einmal vielverspr­echend sind.

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