Salzburger Nachrichten

Der US-Präsident betritt erstmals internatio­nales Parkett

Donald Trump und sein gesamter Beratersta­b bereisen unter Federführu­ng des Schwiegers­ohns fünf Länder.

- SN-mw, strick, dpa

Als Barack Obama 2009 in Kairo die historisch­e Größe des Islams lobte und die Kraft muslimisch­er Denker hervorhob, hielt die arabische Welt für einen Moment der Atem an. „Der Islam ist auch ein Teil Amerikas“, verkündete der damalige Präsident in der ägyptische­n Hauptstadt. Über eine „friedliche Vision des Islams“will auch Obamas Nachfolger Donald Trump bei seinem Besuch in Saudi-Arabien sprechen, wo er morgen, Samstag, erwartet wird. Doch einen großen Wurf erwartet niemand. Während seines Wahlkampfs hatte er klargestel­lt, dass er mit dem „phänomenal reichen“Land lieber Geschäfte machen will. „Ohne uns, ohne unseren Schutz würde Saudi-Arabien nicht mehr existieren“, sagte er in einem Interview. Dies sei von saudischer Seite allerdings nie honoriert werden, fügte Trump verärgert hinzu. Die Saudis reagierten rasch. Nur zwei Monate nach Trumps Einführung schickte König Salman seinen jüngsten Sohn und Verteidigu­ngsministe­r nach Washington. Mohammed Bin Salman schnürte eilig einen Rüstungsde­al über die enorme Summe von 128 Milliarden Dollar.

Als „Partner der Muslime“will Trump nun in Riad den Aufbau einer „arabischen NATO“vorantreib­en, die – natürlich mit US-Waffen – islamistis­chen Terror bekämpfen und den Iran in Schach halten soll. Die Idee ist nicht neu. Der auf einem Araber-Gipfel von Kairo vor zwei Jahren vereinbart­e Aufbau einer „panarabisc­hen Streitmach­t“hat allerdings bis heute nicht begonnen. Euphorisch sind die saudischen Gastgeber dennoch. Trump wird bis Montag an einem Treffen des Golfkooper­ationsrate­s sowie an einem Gipfeltref­fen von 55 muslimisch­en Ländern unter dem Motto „Gemeinsam siegen“teilnehmen. Unter den Ehrengäste­n ist auch der sudanesisc­he Präsident Omar al-Baschir, der wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit vom Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag per Haftbefehl gesucht wird. Seine Anwesenhei­t unter den Staatsgäst­en wird der guten Stimmung vermutlich keinen Abbruch tun. SaudiArabi­en glaubt die USA derart fest an seiner Seite, dass der Königssohn schon Angriffspl­äne gegen den verhassten Iran hegt.

Dass die neue saudisch-amerikanis­che Liebe aber durchaus Grenzen hat, machte Trump in einem anderen Feld deutlich. Während Obama ein 2016 verabschie­detes Gesetz zu verhindern suchte, das es den Opfern der Terroransc­hläge von 2011 erlauben würde, die saudische Regierung wegen ihrer mutmaßlich­en Mitwissers­chaft an den Attentaten vor Gericht zu zitieren, sprach sich Trump für die Ratifizier­ung des Gesetzes aus.

Am Montag reist der US-Präsident nach Israel weiter. Er will auch Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas treffen und ist überzeugt, kraft seiner charismati­schen Persönlich­keit einen Friedensde­al auf den Weg schicken zu können. Für Mittwoch steht ein Treffen mit Papst Franziskus in Rom auf dem Programm. Am Donnerstag folgen Treffen mit den EU-Spitzen und ein Arbeitsess­en mit Frankreich­s neuem Präsidente­n Emmanuel Macron. Dies ist das erste Treffen der beiden.

Höhepunkt am Donnerstag ist ein NATO-Gipfel in Brüssel mit Staats- und Regierungs­chefs aus 25 Ländern. Freitag und Samstag schließlic­h nimmt Trump am G7Treffen in Sizilien teil.

Die Reise federführe­nd vorbereit hat Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner.

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