Die Iraner wollen ein besseres Leben
Grün ist im Iran die Farbe der Reformbewegung, Lila aber jene von Präsident Rohani. Diese Äußerlichkeit zeigt schon, dass der Amtsinhaber gar nicht als prinzipieller Reformer eingestuft wird. Nur als Mann des Sicherheitsapparats war Rohani in der Lage, den Atomdeal mit dem Westen abzuschließen.
Auch dieser Pragmatiker kann nur im Rahmen der Verfassung der Islamischen Republik agieren, die dem Revolutionsführer die politisch entscheidende Rolle zumisst. Rohanis Entwürfe zur rechtlichen Gleichstellung der Frauen sind vom Wächterrat kassiert worden, der die Vereinbarkeit aller Gesetze mit der geltenden (konservativen) Auslegung des Islams kontrolliert. Die Systemelite achtet schon darauf, dass die Liberalisierung nicht zu weit geht.
Trotzdem macht es einen Unterschied, wer der gewählte Präsident im Iran ist. Vorgänger Ahmadinedschad hat mit seinem Regime der Repression den Iran international isoliert, die iranische Gesellschaft polarisiert und die Wirtschaft des Landes ruiniert.
Rohani ist es gelungen, diese Talfahrt zu stoppen. Die Wirtschaft wächst wieder. Die galoppierende Inflation ist gezügelt worden. Aber andererseits steigt die Arbeitslosigkeit, die soziale Ungleichheit nimmt zu. So bietet Rohani Angriffsflächen für seine Kritiker. Doch bleibt er für die Iraner die größte Hoffnung, dass sich die Lebensverhältnisse für die Mehrheit der Menschen verbessern lassen und die Bürger trotz der Macht der autoritären Kräfte in begrenztem Maße mehr Freiheiten bekommen können.
Zugleich herrscht im Iran das Gefühl vor, dass diese Wahl zwischen Öffnung und Isolation maßgeblich über die Richtung des Landes in den nächsten Jahrzehnten mitbestimmen kann. Denn längst bringen sich die politischen Spieler für die Nachfolge des heute 78-jährigen und angeblich schwer kranken Revolutionsführers Khamenei in Stellung.