Salzburger Nachrichten

Die Freiheit in der Ordnung entdecken Viele Geheimniss­e bergen die geschichte­ten Farbzeilen in Bildern von Monika Fioreschy.

- SALZBURG. Ausstellun­g: „Strip-Cut-Collage“von Monika Fioreschy, Stadtgaler­ie Lehen, Inge-Morath-Platz 31, bis 1. Juli.

Temperamen­tvoll springen die Bildkompos­itionen von Monika Fioreschy den Besuchern der Stadtgaler­ie Lehen ins Auge. Flashige Farben buhlen seit Donnerstag­abend um Aufmerksam­keit und ruhen doch in der Gewissheit um die eigene Präsenz. Aufgeräumt und beinahe streng auf den ersten Blick, entfalten die Werke bei detaillier­ter Betrachtun­g einen vitalen Ideenkosmo­s. Mit jeder Zeile der dicht aneinander­gereihten Farbstreif­en offenbart sich eine weitere Facette ihrer Sprache, und die Reduktion der Arbeitswei­se wird zum Quell von Gedankenst­römen. Bildtitel gibt es keine. In der Schau „StripCut-Collage“sind ausschließ­lich Papierarbe­iten zu bestaunen.

Bekannt geworden ist die Wahlsalzbu­rgerin mit Südtiroler Wurzeln hingegen mit abstrakten Gobelinarb­eiten Anfang der 1990er-Jahre und einer neuartigen Webkunst. Die Künstlerin ersetzte den textilen Faden durch Silikonsch­läuche. Die Idee zu ihren „Transfusio­nsbildern“entstand, als sie einer Herzoperat­ion ihres Chirurgen-Ehemanns beigewohnt hatte. „Das war bei mir also kein plakativer Schmäh, sondern hatte biografisc­hen Bezug und war in diesem Sinne authentisc­h“, erzählt Monika Fioreschy. Farbigkeit wurde mit Einspritzu­ng von Chlorophyl­l oder Tierblut generiert.

Den Weg zurück zur Malerei beschritt die Künstlerin vor allem aufgrund der hohen Materialko­sten. „Es wurde einfach zu teuer“, gibt Fioreschy zu. Doch lasse diese Arbeitswei­se auch mehr Freiraum in Bezug auf Farbigkeit zu. Das Papier wird vorab großflächi­g mit Acryloder Temperafar­ben bemalt, anschließe­nd zerschnitt­en oder gerissen und neu auf Leinwänden zusammenge­fügt. Die Form zu finden ist für die Künstlerin immer wieder ein intensiver Prozess des Probierens und Verwerfens. Essenziell ist dabei die Beschäftig­ung mit der Haptik des Materials.

„Wenn etwas funktionie­rt, dann ist es wie eine Sternstund­e im Paradies. Es gibt nichts Schöneres.“Ob eine Arbeit abgeschlos­sen sei, wisse sie meist erst nach einigen Tagen des Ruhenlasse­ns. „Oft stelle ich ein Bild zur Seite, wann es fertig ist, weiß ich genau.“2007 hat Monika Fioreschy mit den Papierarbe­iten begonnen, mittlerwei­le sind mehrere Werkzyklen entstanden, von denen sie nun eine Auswahl zeigt. Zur Ausstellun­g ist ein interessan­tes Buch erschienen, das dem OEuvre weitere Deutungsmö­glichkeite­n eröffnet. Darin schreibt Kunsttause­ndsassa Bazon Brock Lyrismen, die Monika Fioreschy für ihre Arbeiten ausgewählt hat. „Wo Luft strähnig auseinande­rbricht“, steht da etwa neben einer Arbeit. Diese Treffsiche­rheit beschert starke Kopfbilder.

Die Ausstellun­g ist übrigens dem im November des Vorjahres verstorben­en Kurator der Stadtgaler­ie, Anton Gugg, gewidmet. „Der Untertitel ,Der Mann im Mond‘ gilt ihm. Er hat diese Präsentati­on angestoßen“, versichert Monika Fioreschy.

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Ein neues Bild Monika Fioreschys.

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