Mozart-Likör ist wie Musik für Schlumberger
Die Übernahme durch Schlumberger lässt die Geschäfte der Mozart Distillerie aus Salzburg sprudeln. Auch der Gurktaler wird hier abgefüllt.
SALZBURG. Traditionsfirma kauft Traditionsfirma und dann machen sie sich gemeinsam zu neuen Ufern auf. Was so einfach klingt, passiert allerdings nicht sehr oft. Im Fall der Mozart Distillerie in der Stadt Salzburg, die auf schokoladehaltige Liköre spezialisiert ist, scheint der Neustart aber einen richtigen Schub gebracht zu haben. Ende 2015 hatte Österreichs größte Sektkellerei Schlumberger, die heuer ihr 175-Jahr-Jubiläum feiert, die kleine Likörfirma mit rund 30 Mitarbeitern übernommen. Seither wurden vier Mill. Euro investiert, einige Millionen mehr sollen folgen.
Ausgebaut wird nicht nur die herkömmliche Produktion der Firma, die 150 Jahre Erfahrung mit Spirituosen und 85 Prozent Exportquote hat. Andere Produkte von Schlumberger werden jetzt nicht mehr in Lohnfertigung in Kärnten abgefüllt, sondern im eigenen Haus in Salzburg. Das gilt zuerst für den Kräuterlikör Gurktaler und den Kräuterbitter Rossbacher, zwei der wichtigsten österreichischen Spirituosenmarken. Die Jahresmenge beträgt fast zwei Millionen Liter.
Florian Iro, der langjährige Geschäftsführer der Mozart Distillerie, sagte am Donnerstag anlässlich der Neueröffnung der Produktionsanlage: „Unser Wachstum ist zweistellig, in manchen Märkten sogar 30 Prozent.“Zuletzt betrug der Umsatz mehr als zehn Mill. Euro.
Fünf Jahre war die Manufaktur im Stadtteil Sam in japanischer Hand. Als Suntory 2014 den USWhiskeyhersteller Beam übernahm und zum drittgrößten Spirituosenkonzern der Welt aufrückte, gerie- ten die Schokoliköre aus der Mozartstadt noch mehr ins Abseits.
Am Donnerstagnachmittag konnten sich die Gäste überzeugen, dass Schlumberger den Dornröschenschlaf der Mozart Distillerie beendet hat. Die Abfüllanlagen sind nagelneu und vernetzt. Vieles, was vor einem Jahr noch per Hand gemacht werden musste, geht jetzt automatisch. Zum Beispiel das Auspacken der aus der Glasfabrik gelieferten Flaschen oder am Ende das Aufstapeln der fertig verpackten Kartons auf Paletten. Wird von einem Produkt auf ein anderes umgestellt, reinigt sich die Füllstation automatisch, schildert Iro. Aus den Tanks wird der Likör temperaturgesteuert zur Füllung gepumpt.
Für weitere Ausbauschritte läuft derzeit die Grobplanung. Am Ende soll es auch ein Besucherzentrum geben, dessen Größe und touristische Ausrichtung noch nicht klar sind. „Wir glauben aber, wir haben was herzuzeigen“, betont Iro. Neue Produkte gibt es auch. Schon im Handel ist Erdbeer mit weißer Schokolade als sommerlicher Likör, im Herbst folgt eine Halloween-Variante mit Kürbis und Gewürzen wie Zimt – nicht nur für die USA.