Bayern will elektromobil werden
Freistaat baut Ladestationen-Netz aus und hofft auf Nachahmer.
Das politische Verhältnis zwischen Österreich und Bayern ist traditionell eng und freundschaftlich. Die Wirtschaftsbeziehungen sind es auch – sieht man vom mittlerweile beigelegten Streit über die Ansprüche Bayerns gegen Österreich in der Causa Hypo Alpe Adria ab.
Österreich habe 2016 China als zweitwichtigsten Handelspartner des Freistaats abgelöst, sagte Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, am Donnerstag in Wien.
Der bayerische Politiker zeigte sich an der Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen durchaus interessiert, etwa im Bereich der E-Mobilität. Da hat Bayern ehrgeizige Pläne, bis 2020 soll es im Freistaat 7000 öffentliche Ladestationen für Elektroautos geben, sagte Pschierer. Selbst ein so dichtes Netz habe im Hinblick auf den regen Touristenstrom aber nur Sinn, wenn es auch jenseits der Grenze eine entsprechende Infrastruktur gibt, da böten sich gemeinsame Projekte an, sagte Pschierer. Jenseits der Grenze treibt die Salzburg AG den Ausbau des Netzes der E-Ladestationen voran.
Die jüngste Einigung der Energieregulatoren in Deutschland und Österreich nach dem Aufkündigen der gemeinsamen Strompreiszone beurteilt Pschierer positiv. Dass die Kapazität im Großhandel mit 4,9 Gigawatt beschränkt wurde, sieht er ähnlich wie Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber. „Es ist kein Grund für Jubel, aber es ist ein tragfähiger Kompromiss.“
Noch etwas verbindet Bayern mit Teilen der österreichischen Politik und einigen Interessengruppen – der Wunsch nach Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit. Österreich strebt bekanntlich 12 Stunden an, bei Beibehaltung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden. An der will auch Pschierer nicht rütteln, ihm wäre es aber am liebsten, wenn in Deutschland die EU-Arbeitszeitrichtlinie eins zu eins umgesetzt würde. Die orientiert sich an der täglichen Ruhezeit, die zumindest elf Stunden betragen muss, somit wären künftig 13-Stunden-Arbeitstage möglich.
Der bestehende Arbeitszeitrahmen sei für eine Wirtschaft, in der die Digitalisierung voranschreite, nicht geeignet, sagt Pschierer. Das sähen auch viele Mitarbeiter so, die mehr Flexibilität wollten. Er habe den Eindruck, dass die „Gewerkschaft hier etwas schützt, was nicht mehr geschützt werden will“.
„Politik über die Grenze hat Sinn.“