Salzburger Nachrichten

„Trinken Sie den Kaffee nicht bei Starbucks“

Kanzler Christian Kern ist der Hoffnungst­räger der SPÖ. In Salzburg machte er klar, wer seine Hauptgegne­r sind: Großkonzer­ne und die ÖVP.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Gabi Burgstalle­r war da, Othmar Raus und Gerhard Buchleitne­r auch. Alle haben eines gemeinsam: Sie sind Ex. Ex-Landeshaup­tfrau, Ex-Finanzrefe­rent, Ex-Landeshaup­tmann-Stv. Sie verkörpern, was die SPÖ in Salzburg einst war. Mächtig. Das hat sich inzwischen geändert. In der Regierung sitzen die Sozialdemo­kraten seit dieser Legislatur­periode nicht mehr. Die Partei kommt bei Umfragen für die nächste Landtagswa­hl auf etwa 20 Prozent. So wie in Salzburg geht es der SPÖ auch in vielen anderen Bundesländ­ern. Wie sehr sich die Sozialdemo­kraten sehnen, dass dies wieder anders wird, wurde am Donnerstag­abend in der Salzburgar­ena deutlich. Da war der Mann zu Gast, von dem die Genossinne­n und Genossen erwarten, dass er die Partei wieder zur deutlichen Nummer eins im Land macht: Bundeskanz­ler Christian Kern. Bereits als der die gut besuchte Halle betrat, gab es frenetisch­en Applaus. Kern machte in seiner Rede klar, dass er den Führungsan­spruch in diesem Land stellt – und vor allem auch, wer im Moment der Hauptgegne­r ist. Die ÖVP, die sich in den vergangene­n Tagen zur Ich-AG verwandelt habe und in der es nun vor allem um persönlich­e Vorteile und Parteipoli­tik gehe. Mit Reinhold Mitterlehn­er, dem zurückgetr­etenen Parteichef und Vizekanzle­r, sei eine konstrukti­ve Zusammenar­beit noch möglich gewesen, sagte Kern. Einem Teil der Volksparte­i sei es aber nur darum gegangen, dies zu verhindern. Immer wenn die Regierung einen Erfolg, etwa die Einführung der Ganztagssc­hule, gehabt habe, sei kurz darauf eine „schwarze Nebelwand“aufgezogen worden, die eine Nebensache, etwa das neue Demonstrat­ionsrecht, zum Hauptthema gemacht habe. Diesem Teil der ÖVP sei es nur darum gegangen, Sand ins Getriebe zu streuen. Wen er meinte, war auch klar: Sebastian Kurz und seine Anhänger. Allerdings erwähnte Kern Kurz in seiner ganzen Rede nicht ein Mal namentlich.

Er und die SPÖ würden für die 95 Prozent der Bevölkerun­g stehen, die jeden Tag hart arbeiten müssten, um ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen. Diesen gelte es zu helfen. Wie, sagte Kern auch. Durch einen Mindestloh­n von vorerst 1500 Euro brutto, durch eine bessere und günstigere Kinderbetr­euung, durch Ganztagssc­hulen, durch den Jobbonus für neu geschaffen­e Arbeitsplä­tze. So, wie es in seinem Plan A vorgesehen sei. Er forderte erneut, dass große Konzerne, wie etwa Starbucks, in Österreich Steuern zahlen. Dies sei möglich, man müsse es nur beschließe­n. Und: „Wenn Sie der heimischen Wirtschaft etwas Gutes tun wollen, dann trinken Sie den Kaffee in einem Kaffeehaus und nicht bei Starbucks und kaufen Sie Bücher in einer heimischen Buchhandlu­ng.“Es sei nicht akzeptabel, dass nur die heimischen Unternehme­n brav ihre Steuern zahlten. Es werde sich in den nächsten Monaten außerdem ja zeigen, ob sich entspreche­nde schärfere Regelungen gegen die Steuerverm­eidung im österreich­ischen Parlament umsetzen ließen.

Während Kern sich der ÖVP und seinen eigenen Plänen ausgiebig widmete, war ihm die FPÖ, die vielen bisher der Hauptgegne­r der SPÖ im Kampf um die Wähler war, nur wenige Minuten wert. Dem rechten Gedankengu­t, der rechten Hetze, müsse entschiede­n entgegenge­treten werden, sagte er. Die SPÖ stehe für gesellscha­ftliche Toleranz, und dies seit 128 Jahren, und sei in dieser Zeit nie auf der falschen Seite gestanden. Kern lüftete auch das Geheimnis, was ihn in seinem ersten Jahr als Bundeskanz­ler und SPÖChef am meisten bewegt habe. Als er am 1. Mai auf dem Wiener Rathauspla­tz beim traditione­llen SPÖAufmars­ch vor 25.000 Menschen gesprochen habe und gewusst habe, dass er ein Teil dieser Bewegung sei.

 ?? BILD: SN/APA/BARBARA GINDL ?? Kanzler Christian Kern am Donnerstag­abend in der Salzburgar­ena.
BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Kanzler Christian Kern am Donnerstag­abend in der Salzburgar­ena.

Newspapers in German

Newspapers from Austria