Jeder erlebt hier für sich, was Eifersucht macht
Die Konstellation ist, wie man sie sich von einer Opera buffa erwartet: ein gräfliches, ein bürgerliches Ehe- und ein frei liiertes Dienerpaar. Die Handlung braucht nicht weiter nacherzählt zu werden, außer so viel: Es geht um wechselseitige Eifersüchte – und wie ein Spielmacher versucht, sie wieder zu „ent-eifersuchten“. Damit bediente Antonio Salieri zunächst in Venedig 1778/79, dann vier Jahre später – mit den obligaten Umarbeitungen – in Wien den Zeitgeschmack des Publikums. Die Oper „La scuola de’ gelosi“(Die Schule der Eifersucht) wurde ein Blockbuster. Ein gewisser Lorenzo da Ponte bestellte etwas später eine Neuauflage mit seinem Text „La scuola degli amanti“, doch Salieri gab das Projekt auf – und der Weg war frei für Mozart und seine unsterbliche „Così fan tutte“.
Salieri ist natürlich kein Mozart, aber bei Weitem auch nicht so schlecht, wie ihn die Volksmeinung mitunter macht. Seine Eifersuchtskomödie ist eigentlich absurder Wahnwitz – und damit durchaus für heute mehr als eine musikhistorische Fußnote wert. Das über-, mehr noch: durchgedrehte Quiproquo lebt seit Donnerstag in der Wiener Kammeroper durch eine gewitzte, locker pfiffige Inszenierung von Jean Renshaw. Sie ließ sich von Christof Cremer eine blaue Riesenblumentapete und drei die Bewegungsdramaturgie buchstäblich schwungvoll bedienende Drehtüren mit drei drehbaren Rahmen entwerfen, die auch eine absurde Raumkomik ermöglichen. Darin tobt sich das Junge Ensemble des Theaters an der Wien mit Gästen nach temperamentvoller Herzenslust, aber immer komödiantisch klar profiliert aus.
Eigengeprägte Stimmen führen vor allem die Damen ins Treffen: Carolina Lippo als sich nicht einsperren lassende Bürgersgattin, Anna Marshania als durchblickende Dienerin und Shira Patchornik als auch zu ernster Größe findende Gräfin. Die düpierten Hagestolze sind bei Julian Henao Gonzalez als Grafen und Matteo Loi als auch ein wenig korruptem Kornhändler gut aufgehoben, Diener (Florian Köfler) und Leutnant (Alexander Rewinski) sekundieren apart.
Wie Stefan Gottfried vom Cembalo aus den manchmal dünnen Einfällen Salieris vor allem in den lautmalerisch-lebendigen „sprechenden“Rezitativen auf die Sprünge hilft, ist mehr als nur eine Ehrenrettung. Das hat eigene „kompositorische“Qualität. Dass der sonstige musikalische Witz durch den etwas brüchig intonierenden BachConsort Wien schwer in die Gänge kommt, macht deutlich, dass man auch das Schlichte wohl pointierter servieren könnte. Oper: