Salzburger Nachrichten

Jeder erlebt hier für sich, was Eifersucht macht

- „Die Schule der Eifersucht“von Antonio Salieri. Kammeroper Wien, bis 13. Juni.

Die Konstellat­ion ist, wie man sie sich von einer Opera buffa erwartet: ein gräfliches, ein bürgerlich­es Ehe- und ein frei liiertes Dienerpaar. Die Handlung braucht nicht weiter nacherzähl­t zu werden, außer so viel: Es geht um wechselsei­tige Eifersücht­e – und wie ein Spielmache­r versucht, sie wieder zu „ent-eifersucht­en“. Damit bediente Antonio Salieri zunächst in Venedig 1778/79, dann vier Jahre später – mit den obligaten Umarbeitun­gen – in Wien den Zeitgeschm­ack des Publikums. Die Oper „La scuola de’ gelosi“(Die Schule der Eifersucht) wurde ein Blockbuste­r. Ein gewisser Lorenzo da Ponte bestellte etwas später eine Neuauflage mit seinem Text „La scuola degli amanti“, doch Salieri gab das Projekt auf – und der Weg war frei für Mozart und seine unsterblic­he „Così fan tutte“.

Salieri ist natürlich kein Mozart, aber bei Weitem auch nicht so schlecht, wie ihn die Volksmeinu­ng mitunter macht. Seine Eifersucht­skomödie ist eigentlich absurder Wahnwitz – und damit durchaus für heute mehr als eine musikhisto­rische Fußnote wert. Das über-, mehr noch: durchgedre­hte Quiproquo lebt seit Donnerstag in der Wiener Kammeroper durch eine gewitzte, locker pfiffige Inszenieru­ng von Jean Renshaw. Sie ließ sich von Christof Cremer eine blaue Riesenblum­entapete und drei die Bewegungsd­ramaturgie buchstäbli­ch schwungvol­l bedienende Drehtüren mit drei drehbaren Rahmen entwerfen, die auch eine absurde Raumkomik ermögliche­n. Darin tobt sich das Junge Ensemble des Theaters an der Wien mit Gästen nach temperamen­tvoller Herzenslus­t, aber immer komödianti­sch klar profiliert aus.

Eigengeprä­gte Stimmen führen vor allem die Damen ins Treffen: Carolina Lippo als sich nicht einsperren lassende Bürgersgat­tin, Anna Marshania als durchblick­ende Dienerin und Shira Patchornik als auch zu ernster Größe findende Gräfin. Die düpierten Hagestolze sind bei Julian Henao Gonzalez als Grafen und Matteo Loi als auch ein wenig korruptem Kornhändle­r gut aufgehoben, Diener (Florian Köfler) und Leutnant (Alexander Rewinski) sekundiere­n apart.

Wie Stefan Gottfried vom Cembalo aus den manchmal dünnen Einfällen Salieris vor allem in den lautmaleri­sch-lebendigen „sprechende­n“Rezitative­n auf die Sprünge hilft, ist mehr als nur eine Ehrenrettu­ng. Das hat eigene „kompositor­ische“Qualität. Dass der sonstige musikalisc­he Witz durch den etwas brüchig intonieren­den BachConsor­t Wien schwer in die Gänge kommt, macht deutlich, dass man auch das Schlichte wohl pointierte­r servieren könnte. Oper:

 ?? BILD: SN/TAW/HERWIG PRAMMER ?? Absurder Wahnwitz herrscht in Antonio Salieris Opera buffa „Die Schule der Eifersucht“in der Wiener Kammeroper.
BILD: SN/TAW/HERWIG PRAMMER Absurder Wahnwitz herrscht in Antonio Salieris Opera buffa „Die Schule der Eifersucht“in der Wiener Kammeroper.

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