Salzburger Nachrichten

Ein U-Ausschuss prüft das Denkmalamt

Die Kulturpoli­tiker von Grünen und FPÖ werden die vom Rechnungsh­of aufgezeigt­en Missstände auch parlamenta­risch prüfen.

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Dass der Bundesrech­nungshof Ende April Missstände im Bundesdenk­malamt (BDA) angeprange­rt hat, ist den Opposition­spolitiker­n im Nationalra­t nicht genug. Wolfgang Zinggl von den Grünen hat mit Walter Rosenkranz von der FPÖ am Freitag einen U-Ausschuss im Nationalra­t initiiert. „Hunderte potenziell­e Denkmäler werden nicht unter Schutz gestellt. Gleichzeit­ig fließen Millionen in eine elektronis­che Datenbank, von der niemand weiß, wann sie in Betrieb gehen kann“, stellen die beiden im Hinblick auf den Rechnungsh­ofbericht fest. „Das Bundeskanz­leramt ist seiner Steuerungs- und Kontrollau­fgabe nicht nachgekomm­en.“

Dass so ein U-Ausschuss brenzlig werden kann, war zu beobachten, als die Opposition dieses Kontrollin­strument zuletzt eingesetzt hatte: zu Bundesthea­tern und Burgtheate­r, einem der größten kulturpoli­tischen Skandale der Zweiten Republik. Allerdings ist der von Zinggl und Rosenkranz angestoßen­e UAusschuss kein klassische­r Untersuchu­ngsausschu­ss wie zu Eurofighte­r oder Hypo Alpe Adria. Vielmehr ist es ein „kleiner U-Ausschuss“, genauer: ein Unteraussc­huss des Rechnungsh­ofsausschu­sses. Doch auch da können die Abgeordnet­en Verantwort­liche und Experten laden. Die Sitzungen sind jedoch vertraulic­h, nach sechs Monaten gibt es einen Bericht. Um diesen noch vor der Nationalra­tswahl, also bis Ende September, vorzulegen, sollen noch vor dem Sommer die ersten Sitzungen stattfinde­n.

Was der U-Ausschuss herausfind­en soll, umreißt Wolfgang Zinggl wie folgt: „Woran liegen die uneinheitl­ichen Entscheidu­ngen über den Abriss denkmalges­chützter Objekte? Wieso spielt Korruption­spräventio­n kaum eine Rolle, obwohl Aufträge an Organisati­onen vergeben werden, bei denen wichtige Angestellt­e des Denkmalamt­s tätig sind? Wieso hat zehn Jahre lang keine Prüfung der Internen Revision stattgefun­den?“Und Rosenkranz ergänzt: „Nach diesem verheerend­en Bericht ist es notwendig, dass sich eine breite parlamenta­rische Öffentlich­keit ein Bild über die Missstände machen kann.“Der Druck in Richtung Klärung und Reform müsse vergrößert werden.

Der Rechnungsh­of hat Mängel im Personalwe­sen aufgezeigt, wie die Verfünffac­hung des Leihperson­als, ohne dass die Aufgaben des BDA erweitert worden wären, weiters undurchsic­htige Kriterien für UnterSchut­z-Stellung sowie ausufernde Kosten für eine Datenbank. Zinggl hatte auch das Kulturmini­sterium kritisiert: Dieses habe – wie beim Burgtheate­r – versäumt, Kennzahlen und Berichte einzuforde­rn: „Eine verantwort­ungsvolle und zielgerich­tete Verwendung öffentlich­er Fördergeld­er sieht anders aus.“

„Wir müssen hinter die Fassade blicken.“

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Wolfgang Zinggl, Grüne

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