Munteres Rätselraten mit David Lynch
Das Comeback von „Twin Peaks“wird von vielen Geheimnissen begleitet. Können die hohen Erwartungen erfüllt werden?
SALZBURG. Mit Superlativen ist man schnell zur Hand, aber auch bei „Twin Peaks“ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwar hat David Lynch mit diesem Mystery-Serienklassiker Fernsehgeschichte geschrieben. Doch die damit verbundene Hysterie und auch der Erfolg sind gebremst nach Europa geschwappt. Sprich: So erfolgreich wie in den USA 1990/1991 war „Twin Peaks“in Europa nicht.
Mit der Rückkehr von „Twin Peaks“gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit Kommissar Dale Cooper (Kyle MacLachlan) – 25 Jahre nach dem Mord an HomecomingQueen Laura Palmer, der die Bewohner einer vermeintlich idyllischen Kleinstadt im Nordwesten der USA erschütterte. David Lynch inszenierte alle neuen Teile und war gemeinsam mit Mark Frost Autor und ausführender Produzent.
Man darf dieser Serie ihre Funktion als Vorreiter nicht absprechen. Denn Mystery will erst einmal gekonnt in die Wohnzimmer geliefert werden. Die „Akte X“hat 1993, also drei Jahre später, in ganz anderem Maßstab perfektioniert, was „Twin Peaks“auszeichnet: subtile Spannung, die beim Zuschauer eine Erwartungshaltung aufbaut, welche dann freilich kaum erfüllt werden kann. So brach die Quote der Originalserie jäh ein, als den Zuschauern der Mörder präsentiert wurde. Die Spannung war verflogen.
Bis dahin zeigte David Lynch, dass die Mattscheibe – die auch in den Wohnzimmern größer und größer wird – eine Konzentration der Zuschauer auf Mystery erlaubt.
Das Ungewisse, das Dämonische – fokussiert auf eine Kleinstadt, in der alles möglich zu sein scheint: Das soll auch die neue Staffel auszeichnen, die nach 25 Jahren Pause ausgestrahlt wird.
David Lynch, der das Sujet im Jahr 1990 mit Drehbuchautor Mark Frost („Fantastic Four“) kreiert hatte, wird wieder selbst als FBI-Regionalleiter Gordon Cole auftreten. Er war schon in die Ermittlungen zum Tod von Schönheitskönigin Laura Palmer eingebunden gewesen.
Neben Kyle MacLachlan sind Mädchen Amick, Sherilyn Fenn und Ray Wise wieder zu sehen. Unter den mehr als 200 Darstellern sollen auch neue prominente Gesichter sein – etwa Laura Dern, Ashley Judd, Tim Roth und Naomi Watts.
„Es geschieht wieder“, lautet unheilschwanger die Ankündigung der neuen Staffel. Trailer zeigen sekundenlang Szenen im Zwielicht. MacLachlan prahlte in der „The Tonight Show Starring Jimmy Fallon“: „So etwas haben Sie noch nicht im Fernsehen gesehen, auch im Kino nicht. Es wird die Welt erschüttern.“
Stutzig macht ein Hinweis des produzierenden Senders Showtime: Es reiche nicht, zum Verständnis aller Geheimnisse die beiden ersten Staffeln gesehen zu haben. Man müsse auch den „Twin Peaks“-Kinofilm kennen. Hat David Lynch etwa erneut getrickst und verrät gar nicht, worin die Tricks bestehen und was er bezweckt?
Mit der Fortsetzung erhält eine rätselhafte Szene eine Auflösung. Agent Cooper begegnet darin 1990 als gealterter Mann Laura Palmer und einem Kleinwüchsigen. Laura sagt zu ihm: „Wir werden uns in 25 Jahren wiedersehen.“Und der kleine Mann ergänzt: „Deine Lieblingsserie kommt bald wieder in Mode.“
Twin Peaks: Die neue 18-teilige Staffel ist im Original in der Nacht auf Montag bei Sky verfügbar – parallel zur US-Ausstrahlung. Auf Deutsch ist „Twin Peaks“ab 25. Mai auf Sky Atlantic HD zu sehen. Die beiden ersten Staffeln stehen über Sky On Demand, Sky Go und Sky Ticket auf Abruf bereit.