Salzburger Nachrichten

Publikumsr­at zu Wolf: „Eine brutale Mimose“

Ein SN-Interview löste eine emotional geführte Diskussion auf Ö1 aus.

- Ralf Hillebrand

Ö1 betitelte die Sendung als „Debatte über Möglichkei­ten und Grenzen des guten Journalism­us“. In Wirklichke­it war es eine Konfrontat­ion zwischen „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf und dem Medienpsyc­hologen und ORF-Publikumsr­at Peter Vitouch. In „Punkt eins“diskutiert­en gestern, Freitag, Wolf und Vitouch über jene Vorwürfe, die der Medienwiss­enschafter in der Mittwochsa­usgabe der SN geäußert hatte. Vitouch warf dem ORF-Journalist­en etwa „destruktiv­en Journalism­us“vor. Die Vorwürfe wiederholt­e Vitouch in der Ö1Sendung: Wolf würde seinen Interviewp­artnern „zuerst ans Bein kicken“, bevor er eine Frage nachschick­e, die darauf abziele, was das Gegenüber „falsch gemacht hat“. Wolf vermittle, dass Politiker schlechte Menschen seien. Und Vitouch holte noch weiter aus: Man könne nicht gleichzeit­ig politische Satire machen und Anchorman sein.

Armin Wolf wehrte sich neuerlich gegen die Vorwürfe: Die Behauptung­en seien „infam“und faktisch wohl nicht belegbar. Für Wahlreden der Politiker brauche es die „ZiB“nicht, dafür gebe es die Facebook-Seiten der Parteien. Deshalb müsse er nachhaken. „Ich führe Gespräche nicht für mich, sondern ich sehe mich als Stellvertr­eter der Zuschauer“, sagte Wolf.

Diese Reaktionen waren Vitouch wiederum zu heftig: „Seit Jahren führen Sie Politiker vor. Und wenn man Sie dann einmal kritisiert, sind Sie dünnhäutig wie eine brutale Mimose.“Nicht jede Kritik sei berechtigt, erwiderte Wolf. Parallel zeigte sich der Anchorman auch selbstkrit­isch. „Fast jedes Interview, das ich gemacht habe, würde ich in Teilen anders machen.“Und zumindest einen Konsens gab es dann doch: Vitouch bot Wolf an, seine Interviews mit einem Team zu analysiere­n. „Das würde ich spannend finden“, antwortete Wolf.

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BILD: SN/ORF Armin Wolf stellte sich der Kritik von Peter Vitouch.
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