Publikumsrat zu Wolf: „Eine brutale Mimose“
Ein SN-Interview löste eine emotional geführte Diskussion auf Ö1 aus.
Ö1 betitelte die Sendung als „Debatte über Möglichkeiten und Grenzen des guten Journalismus“. In Wirklichkeit war es eine Konfrontation zwischen „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf und dem Medienpsychologen und ORF-Publikumsrat Peter Vitouch. In „Punkt eins“diskutierten gestern, Freitag, Wolf und Vitouch über jene Vorwürfe, die der Medienwissenschafter in der Mittwochsausgabe der SN geäußert hatte. Vitouch warf dem ORF-Journalisten etwa „destruktiven Journalismus“vor. Die Vorwürfe wiederholte Vitouch in der Ö1Sendung: Wolf würde seinen Interviewpartnern „zuerst ans Bein kicken“, bevor er eine Frage nachschicke, die darauf abziele, was das Gegenüber „falsch gemacht hat“. Wolf vermittle, dass Politiker schlechte Menschen seien. Und Vitouch holte noch weiter aus: Man könne nicht gleichzeitig politische Satire machen und Anchorman sein.
Armin Wolf wehrte sich neuerlich gegen die Vorwürfe: Die Behauptungen seien „infam“und faktisch wohl nicht belegbar. Für Wahlreden der Politiker brauche es die „ZiB“nicht, dafür gebe es die Facebook-Seiten der Parteien. Deshalb müsse er nachhaken. „Ich führe Gespräche nicht für mich, sondern ich sehe mich als Stellvertreter der Zuschauer“, sagte Wolf.
Diese Reaktionen waren Vitouch wiederum zu heftig: „Seit Jahren führen Sie Politiker vor. Und wenn man Sie dann einmal kritisiert, sind Sie dünnhäutig wie eine brutale Mimose.“Nicht jede Kritik sei berechtigt, erwiderte Wolf. Parallel zeigte sich der Anchorman auch selbstkritisch. „Fast jedes Interview, das ich gemacht habe, würde ich in Teilen anders machen.“Und zumindest einen Konsens gab es dann doch: Vitouch bot Wolf an, seine Interviews mit einem Team zu analysieren. „Das würde ich spannend finden“, antwortete Wolf.