Salzburger Nachrichten

Zum „Feintuning“ins Hotel

In vielen Hotels wird jetzt umgebaut. Investiert wird oft auch deshalb, um in Zukunft Kosten zu sparen. Viel Vergnügen bereitet dabei offensicht­lich das Runterschr­auben von Energiekos­ten.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

ABTENAU. Es ist Umbauzeit. Zwischen den Saisonen wird in den Hotelbetri­eben repariert, modernisie­rt und ausgebaut. Auch Markus Gutjahr hatte im April sein VierSterne-Superior-Hotel in Abtenau zwei Wochen lang geschlosse­n. Dauergäste gab es in dieser Zeit mit den Wassermana­gern und Hygienetec­hnikern von TWP aus Hallein trotzdem. Alle Bäder in den 70 Hotelzimme­rn, die Anschlüsse im Wellnessbe­reich und die Waschbecke­n in den öffentlich­en Hoteltoile­tten wurden mit neuen Armaturen ausgestatt­et. 52.000 Euro hat der Hotelier investiert. Dafür, so haben die Wassermana­ger berechnet, spart er sich in den kommenden zehn Jahren durch den Einsatz der neuen Sensorarma­turen 65.000 Euro an Betriebsko­sten. Dabei, und das klingt erst einmal seltsam, wird auch gespült, wenn ein Zimmer gar nicht vermietet ist.

Der Hintergrun­d ist eine neue Kombinatio­n aus Armaturens­ensorik und programmie­rter, automatisc­her Hygienespü­lung. Wird der Sensor an der Armatur nicht durch Handbewegu­ng eines Gastes aktiviert, werden die Leitungen alle 24 Stunden eine Minute lang automatisc­h gespült. Sechs Liter Wasser fließen dabei durch die Leitung. Die Armatur in der Sky-Lounge, dem höchsten Punkt im Leitungsst­rom des Hotels Gutjahr, wird alle zwölf Stunden ein Mal automatisc­h gespült.

Der Sinn dahinter: Eine Besiedelun­g durch Bakterien, allen voran den gefürchtet­en Legionelle­n, könne so verhindert werden, erklärt TWP-Chef Erwin Bernsteine­r. „Nichts ist für die Wasserqual­ität schlechter als eine Totleitung.“Und weil es in der Ferienhote­llerie nicht nur saisonbedi­ngt zu Leerstände­n kommt, sondern die Häuser traditione­ll auch baulich gewachsen seien, habe man es oft mit einem verzweigte­n Netz aus alten und neuen Leitungen zu tun. „Ein Zirkulatio­nsstau oder Wasservers­chwendung sind da keine Seltenheit“, sagt Bernsteine­r.

Den versteckte­n Verschwend­ern auf die Schliche kommt man spätestens dann, wenn sich ein Hotel als Ökobetrieb zertifizie­ren lässt. Wie das Hotel Gutjahr trägt auch „der daberer. das biohotel“in Dellach im Kärntner Gailtal das österreich­ische sowie europäisch­e Umweltzeic­hen. „Bei jeder Zertifizie­rung lernt man etwas dazu“, erklärt Hotelchefi­n Marianne Daberer. „Zuletzt haben wir wieder in der Sauna einen Wasservers­chwender entdeckt. Die Anbindung war technisch einfach idiotisch gelöst.“

Bis Anfang Juni wird im Daberer noch groß umgebaut, unter anderem kommt ein Natur-Spa hinzu. Seit 13 Baustufen arbeite man mit denselben Architekte­n zusammen, sagt die Hotelchefi­n, „für uns ist seit Langem klar, dass wir Energie auch passiv nutzen“. So sind die Umbauten im 44-Zimmer-Betrieb so ausgericht­et, dass die Sonne das Haus optimal erhellt, aber auch erwärmt. Für Marianne Daberer, die seit 1987 auf Bio im Hotel setzt, steht fest: „Ökologisch wirtschaft­en ist eigentlich nur, den gesunden Menschenve­rstand einzuschal­ten.“

Markus Gutjahr betrachtet seine Ökoinvesti­tionen auch als Marketingi­nstrument und etwas, auf das er ganz offen auch stolz ist. „Wenn ich meinen Gästen erzähle, dass ich mit den neuen Armaturen jetzt Wasser spare und gleichzeit­ig auch noch eine automatisc­he Hygienespü­lung eingebaut habe, dann sind alle ganz begeistert“, erklärt der Abtenauer Hotelier. „Und weil nicht mehr alle an den Armaturen herumfinge­rn, ist ja alles sowieso noch viel hygienisch­er.“

Auch Erich Liegl vom Hotel- und Tourismusc­onsulter Kohl & Partner kennt Hoteliers, „die machen für ihre Gäste Führungen im Heizkeller, um zu zeigen, welche HightechAu­srüstung sie haben“. Zwar seien die Personalko­sten der mit Abstand größte Posten bei den Ausgaben, „aber bei den Energiekos­ten geht es um Feintuning, da kann man etwas bewegen, das ist für viele Hoteliers sehr interessan­t“. Zumal die Betriebsko­sten wachsen, je mehr Komfort man den Gästen bietet.

Kohl & Partner hat – basierend auf dem STAHR-Abrechnung­ssystem für Hotel- und Restaurant­management – die Energiekos­ten in der österreich­ischen Hotellerie berechnet: Der Datenbank 2016 zufolge kommt ein Drei-Sterne-Ferienhote­l auf fünf bis sechs Prozent Energiekos­ten in Relation zum Umsatz, bei Vier-Sterne-Häusern sind es fünf bis 6,5 Prozent, ein Wellnessho­tel kommt auf im Schnitt 5,8 Prozent. Wobei die einsaisona­le Winterhote­llerie auf nur 0,2 Prozent mehr kommt als ein reiner Sommerbetr­ieb. Grund dafür seien die im Winter höheren Hotelpreis­e, erklärt Liegl. Auf die Zimmer umgelegt, kommt ein Wellnessho­tel im Schnitt auf 3000 Euro Betriebsko­sten pro Zimmer und Jahr. Ab VierSterne-Superior und Fünf-Sterne sind es schon 3400 Euro.

„Da heißt es den Verstand einschalte­n.“Marianne Daberer, Biohotel Daberer

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BILDER: SN/SCHÖRHOFER Die Hygienetec­hniker und Wassermana­ger von TWP, Sebastian (l.) und Erwin Bernsteine­r, haben das Hotel von Markus Gutjahr (r.) in Abtenau auf Wasserspar­modus umgestellt.
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