Saalfelden legt ein „sprechendes“Archiv an
108 Personen geben in Videos Auskunft über die Stadt, ihre Historie und die persönliche Geschichte.
Die Einheimischen sagen „da Nidei“, wenn sie von Erich Nill reden. Der Seniorchef „vom Briggei“– also des beliebten Saalfeldener Gasthofs Brückenwirt – weiß einiges zu erzählen. Immerhin hat der passionierte Sänger und Wirt ja auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Und das Singen, ja, das liegt ihm im Blut. Deshalb ist er auch als Sänger zu erleben in einem Beitrag des neuen, audiovisuelles Archivs von Saalfelden. Das befindet sich im Aufbau. Der „Nidei“, ehemals Mitglied des Saalfeldener Viergesangs, gibt darin feinfühlig auch ein Lied zum Thema Lichtmess zum Besten. Stichwort Thema: Das Archiv ist mit Suchfunktionen nach Personen und Themen ausgestattet. 26 prä- gende Saalfeldener Persönlichkeiten werden in bewegten Bildern zu erleben sein. 36 sollen es bis Jahresende, 108 bis zum Sommer 2019 sein. So ganz nebenbei ist auch der Dialekt zu erleben. Nicht geschönt und „touristisch“zurechtgebogen, sondern von Einheimischen authentisch gesprochen. Ziel der Sammlung ist es, das Erbe Saalfeldens in Interviews mit Zeitzeugen audiovisuell darzustellen. Der Blick richtet sich auf das Leben in der Stadt während der letzten 70 bis 80 Jahre. Berichte aus erster Hand werden so sehr lebendig festgehalten.
Fachlich wird das Projekt von der Kustodin des Museums Schloss Ritzen, Andrea Dillinger, geleitet. Die Film- und Schnittarbeit liegt in der Hand von Thomas Junker, einem Dokumentarfilmer mit internationaler Erfahrung. Dillinger: „Über Jahrhunderte wurde Zeitgeschichte meist in Form von Gegenständen präsentiert, die gezeigt, beschrieben und ausgestellt wurden. Ergänzt durch Zeitdokumente in Form von Niederschriften, mit persönlichen Dokumenten und Bildern von Objekten, Landschaften und Menschen.“Gestik, Mimik oder persönliche Zugänge zu historischen Ereignissen „blieben oft unbeachtet und gingen deshalb verloren“. Das soll sich jetzt än- dern. Historisch interessierte Erwachsene oder auch Schüler könnten künftig für ihre Beschäftigung mit der Geschichte ihres Ortes auf diese neue Form eines Stadtarchivs zurückgreifen. Präsentation: Sonntag, 21. 5., ab 10 Uhr im Rahmen des Museumstags im Museum Schloss Ritzen.