Salzburger Nachrichten

Wertedebat­te um Verschleie­rung

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Sehr geehrte Frau Huber, sehr geehrter Herr Kaindl, mit großem Interesse haben wir Ihren Artikel im Lokalteil der SN am 16. 5. 2017 gelesen. Der Artikel behandelt das im Oktober 2017 in Kraft tretende Integratio­nspaket, welches ein Burkaverbo­t – formal Anti-Gesichtsve­rhüllungs-Gesetz – beinhaltet. In weiten Teilen konzentrie­rt sich der Artikel auf eine regionale Besonderhe­it, nämlich die hohe Anzahl arabischst­ämmiger Touristinn­en in Zell am See, Kaprun und dem Gasteiner Tal. Tourismusw­irtschaft ist sicherlich wichtig. Dennoch finden wir (FH Sozialarbe­iter/-innen), dass es keine wirtschaft­spolitisch­e, sondern eine Wertedebat­te ist, die geführt werden muss.

Die Verschleie­rung der Frau ist Teil der persönlich­en religiösen Praxis. Es ist Zeichen einer Integrität von Person und Glauben. Sicherlich gibt es Fälle, wo diese gelebte Praxis von den patriarcha­lisch gelebten Familienst­rukturen missbrauch­t wird. Aber ein Verbot würde genau diese Strukturen bestätigen und verstärken. Frauen erfahren durch das Integratio­nspaket eine doppelte Diskrimini­erung, weil das Gesetz den Rückzug in die eigenen vier Wände erzwingt. Keine praktizier­ende Muslima gibt wegen diesem Verbot ihre Überzeugun­g auf. Dies gilt auch für in Österreich lebende Staatsbürg­erinnen, welche sich derartig kleiden, um ihrer religiösen Praxis Ausdruck zu verleihen (und nicht nur für saudi-arabische Touristinn­en, die sich eine Weltreise leisten könnten).

Wie wäre es, wenn wir ankommende Burkaträge­rinnen zum Kopftuch noch Atemschutz­masken (welche nicht verboten sind) gratis für ihren Urlaubsauf­enthalt in Zell am See zur Verfügung stellen? Da würde vielen Leuten der Sauerstoff wegbleiben. Thomas Robatscher, Nalan Tapali, Aysun Turan

Studierend­e Soziale Arbeit – FH Salzburg

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