Polit-Sandkiste mit beschränkter Hoffnung
Die fast verzweifelte „Es keat oanfach vielmehrgwÖH lt“Aufforderung aus demÖHWahlkampfn ahmen sich nur die Neuwahl-Verantwortlichen der großen Politik zu Herzen. Von den Studenten schaffte es heuer nicht einmal mehr jeder vierte, sich zur Hoch schüler schafts wahl auf zu raffen.
Trotzdem herrscht ÖH-Nachwahlbusiness as usual. Die linken Fraktionen freuen sich über die Fortschreibung ihrer Mehrheit, die konservative Akt ions Gemeinschaft( AG ), stärkste Fraktion geblieben zu sein, die Mutterparteien gratulieren routiniert, und die symptomatische Erschütterung über die Wahlbeteiligung, die mit 24,5 Prozent den absoluten Tiefpunkt erreichte, wird nächste Woche kein Thema mehr sein.
Dabei hatte schon lang keine ÖH-Wahl dermaßen viel Publicity: Für das PR-Desaster um den Streit mit der grünen Jugend anlässlich der Abspaltung einer Studierenden gruppe hat nicht nur Eva Glawischnig, sondern haben auch die Grünen Studierenden (GRAS) teuer bezahlt. Der viel größere Skandal um antisemitische Postings von AG-Funktionären am Juridicum wurde weniger hart abgestraft – sofern die Mini wahlbeteiligung nicht Strafe genug ist.
Der themenarme Wahlkampf, in dem wieder einmal so gut wie alle gegen Studiengebühren und fast alle gegen Zugangs beschränkungen waren, brachte es kaum in die Schlagzeilen. Über diese Fragen bestimmt ohnedies die große Politik. Und die freut sich in Wahrheit–wie Christian Kern, inder Studien platz finanzierungsfrage auf studentische Politeleven nicht groß Rücksicht nehmen zu müssen. Dass die ohnehin nie große V er handlungs macht der Studentenvertretung gegenüber der Politik nach der jämmerlichen Wahlbeteiligung bei dieser ÖHWahl weiter geschrumpft ist, bedarf keiner Erwähnung.
Kern erklärte einmal, beim VSStÖ mehr als an der Uni über Management gelernt zu haben. Neo-Uni-Minister Mahrer war an der ÖH erstmals in einer Spitzenfunktion – wie so viele andere Politiker auch.
Die Reduktion eines politischen Vertretungs körpers zur gefahrlosen Übungssandkiste für properen Politnachwuchs wäre fatal. Aber auf dem Weg dorthin ist die ÖH längst.