Salzburger Nachrichten

Polit-Sandkiste mit beschränkt­er Hoffnung

- Helmut Schliessel­berger

Die fast verzweifel­te „Es keat oanfach vielmehrgw­ÖH lt“Aufforderu­ng aus demÖHWahlk­ampfn ahmen sich nur die Neuwahl-Verantwort­lichen der großen Politik zu Herzen. Von den Studenten schaffte es heuer nicht einmal mehr jeder vierte, sich zur Hoch schüler schafts wahl auf zu raffen.

Trotzdem herrscht ÖH-Nachwahlbu­siness as usual. Die linken Fraktionen freuen sich über die Fortschrei­bung ihrer Mehrheit, die konservati­ve Akt ions Gemeinscha­ft( AG ), stärkste Fraktion geblieben zu sein, die Mutterpart­eien gratuliere­n routiniert, und die symptomati­sche Erschütter­ung über die Wahlbeteil­igung, die mit 24,5 Prozent den absoluten Tiefpunkt erreichte, wird nächste Woche kein Thema mehr sein.

Dabei hatte schon lang keine ÖH-Wahl dermaßen viel Publicity: Für das PR-Desaster um den Streit mit der grünen Jugend anlässlich der Abspaltung einer Studierend­en gruppe hat nicht nur Eva Glawischni­g, sondern haben auch die Grünen Studierend­en (GRAS) teuer bezahlt. Der viel größere Skandal um antisemiti­sche Postings von AG-Funktionär­en am Juridicum wurde weniger hart abgestraft – sofern die Mini wahlbeteil­igung nicht Strafe genug ist.

Der themenarme Wahlkampf, in dem wieder einmal so gut wie alle gegen Studiengeb­ühren und fast alle gegen Zugangs beschränku­ngen waren, brachte es kaum in die Schlagzeil­en. Über diese Fragen bestimmt ohnedies die große Politik. Und die freut sich in Wahrheit–wie Christian Kern, inder Studien platz finanzieru­ngsfrage auf studentisc­he Politeleve­n nicht groß Rücksicht nehmen zu müssen. Dass die ohnehin nie große V er handlungs macht der Studentenv­ertretung gegenüber der Politik nach der jämmerlich­en Wahlbeteil­igung bei dieser ÖHWahl weiter geschrumpf­t ist, bedarf keiner Erwähnung.

Kern erklärte einmal, beim VSStÖ mehr als an der Uni über Management gelernt zu haben. Neo-Uni-Minister Mahrer war an der ÖH erstmals in einer Spitzenfun­ktion – wie so viele andere Politiker auch.

Die Reduktion eines politische­n Vertretung­s körpers zur gefahrlose­n Übungssand­kiste für properen Politnachw­uchs wäre fatal. Aber auf dem Weg dorthin ist die ÖH längst.

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